Verblüffender Effekt: Kann ein Knie-Röntgenbild unseren Bierkonsum oder die Vorliebe für mexikanisches Bohnenmus verraten? Einer künstlichen Intelligenz zufolge schon – und das überraschend treffsicher, wie ein Experiment enthüllt. Obwohl es keinerlei realen medizinischen Zusammenhang gibt, erkannten die KI-Modelle ein Muster. Grund dafür ist ein Effekt, der als „Shortcut-Learning“ bezeichnet wird – und dieser ist extrem hartnäckig, wie Forschende in „Scientific Reports“ berichten.
Künstliche Intelligenz verändert nicht nur zunehmend unseren Alltag, auch in der Medizin haben KI-Systeme längst Einzug gehalten. Ihre uns überlegene Fähigkeit, große Datenmengen zu analysieren und darin selbst subtile Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, macht KI-Systeme zu wertvollen Diagnosehelfern. Sie können beispielsweise ALS, Brustkrebs oder Alzheimer an für uns nicht erkennbaren Veränderungen diagnostizieren.
„Shortcut“ durch Irreführende Muster
Doch die Sache hat einen Haken: „KI hat zwar das Potenzial, die medizinische Bildauswertung zu transformieren, aber wir müssen vorsichtig sein“, sagt Seniorautor Peter Schilling vom Dartmouth-Hitchcock Medical Center in den USA. „Diese Modelle können Muster sehen, die wir nicht erkennen – aber nicht alle diese Muster sind relevant oder verlässlich.“ Weil KIs auf Basis neuronaler Netzwerke den medizinischen Hintergrund nicht wirklich verstehen, ziehen sie ihre Schlüsse oft auch aus fachfremden, zufälligen Mustern in den Daten.
Um herauszufinden, wie anfällig KI-Systeme für dieses sogenannte „Shortcut-Learning“ ist, haben Schilling und sein Team ein auf Bildauswertungen spezialisiertes KI-System auf die Probe gestellt. Dafür trainierten sie das neuronale Netzwerk zunächst mit gut 18.000 Röntgenaufnahmen von Knien, die im Laufe von rund zehn Jahren von fast 5.000 US-Patienten erstellt worden waren. Zusätzlich erhielt die künstliche Intelligenz Informationen auch zur Lebensweise und Ernährung der Patienten, die in den Untersuchungen erfragt worden waren.