Statt sich mit Nadel und Faden abzumühen, könnten Chirurgen in einigen Jahren einfach zu Klebstoff greifen, um Implantate mit lebendem Gewebe zu verbinden. Die Basis dafür legten jetzt Wissenschaftler, die das Geheimnis der extrem stark haftenden Klebefäden der Misesmuscheln als Vorbild für einen synthetisch hergestellten Kreber nahmen.
Das Vorhaben klingt verwegen: Ein Klebstoff soll Implantate wie künstliche Herzklappen oder Gefäßprothesen mit dem körpereigenen Gewebe verschweißen, ganz ohne belastende Naht. Mit einer UV-Lampe bestrahlt, soll die Verbindung rasch aushärten, so dass schon 30 Sekunden später der Fremdkörper fest im Körper des Patienten sitzt.
Modellobjekt Zahnimplantate
Doch der Chemiker Klaus Rischka Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM ist überzeugt, dass dieses Szenario bald Wirklichkeit wird. Bei dem jetzt beim Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik preisgekrönten Projekt will das Konsortium zunächst an einem Zahnimplantat aus Titan die Tauglichkeit des Klebstoffs demonstrieren.
Zahnimplantate werden bisher ohne Klebstoff im Kieferknochen verankert. Das führt immer wieder dazu, dass zwischen Zahnfleisch und Metall Hohlräume bleiben, durch die Bakterien eindringen und Entzündungen verursachen können. Ein Klebstoff, der das Zahnfleisch fest mit dem Implantat verbindet, wäre eine Barriere gegen die aggressiven Keime. Herkömmliche Produkte eignen sich allerdings nicht dafür, denn sie lösen sich im feuchten Milieu über kurz oder lang auf. Bestes Beispiel dafür ist die geklebte Tasse, die nach einigen Reinigungsgängen in der Spülmaschine wieder in Scherben zerfällt.