„Lutetias Oberfläche ist mit riesigen Kratern, Graten und Erdrutschen übersät, das lässt auf eine Geschichte voller gewaltiger Ereignisse schließen. Auf der Oberfläche sind Felsen zu sehen, die hunderte von Metern groß sind. Die enorme Qualität der Daten wird uns Wissenschaftlern erlauben, die Prozesse die diese Phänomene verursacht haben, besser zu verstehen“, sagte Mottola in einer ersten Einschätzung weiter.
Lutetia-Bilder werden ausgewertet
Bereits am Morgen des 10. Juli 2010 hatte das am MPS entwickelte und gebaute Kamerasystem OSIRIS den Asteroiden ins Visier genommen. Gegen 18 Uhr näherten sich dann Raumsonde und Asteroid auf den geringsten Abstand an. „Sowohl die Weitwinkel- als auch die Tele-Kamera von OSIRIS haben einwandfrei funktioniert“, berichtet Sierks. Die während des Vorbeiflugs gesammelten Daten leitete das ESA-Kontrollzentrum direkt an das Max-Planck-Institut weiter, wo die Forscher den ganzen Tag über und in der Nacht Bilder aus den Rohdaten filterten. Gegen 23 Uhr konnten die Wissenschaftler dann erste Ergebnisse präsentieren.
In den nächsten Tagen und Wochen werden die Wissenschaftler am MPS die Bilder von Lutetia weiter auswerten. Dann wird es möglich sein, die Farbe des Asteroiden und damit die chemische Zusammensetzung seiner Oberfläche genauer zu bestimmen. Dabei werden die Daten anderer Messinstrumente, die während des Vorbeiflugs aktiv waren, helfen.

RSSD / INTA / UPM / DASP / IDA
Spektrometer-Experiment VIRTIS
So wie die des Spektrometer-Experiment VIRTIS, die bereits zur Erde übertragen worden sind. „Unser Team hat mit der Auswertung der Daten sofort begonnen“, berichtet DLR-Forscherin Gabriele Arnold. Im Gegensatz zu den Aufnahmen des Kamerasystems sind die spektralen Daten, die im sichtbaren und im infraroten Licht bis zu einer Wellenlänge von fünf Mikrometer gewonnen werden, schwieriger zu interpretieren, eine detaillierte Auswertung braucht Zeit.
Neben der Federführung bei der ROLIS-Kamera zur Beobachtung der Kometenoberfläche während der Landephase, dem SESAME-Experiment zur seismischen Untersuchung des Kometenkerns und dem Gerät MUPUS, das die Oberflächentemperatur und Festigkeit des Kometen misst, sind die DLR-Planetenforscher wissenschaftlich beim Magnetometer ROMAP sowie dem Experiment COSAC beteiligt. Letzteres analysiert die chemische Zusammensetzung der gefrorenen Oberfläche bis in 20 Zentimeter Tiefe.
Ankunft bei Churyumov-Gerasimenko im Mai 2014
Die Raumsonde Rosetta ist seit 2004 unterwegs zum Kometen Churyumov/Gerasimenko, auf dem die Landeeinheit Philae 2014 aufsetzen soll. Ab Juli 2011 beginnt für die Kometensonde aber zunächst eine knapp zweieinhalbjährige Ruhephase: Erst im Januar 2014 erwacht Rosetta aus diesem Tiefschlaf und bereitet sich auf die Ankunft bei Churyumov-Gerasimenko im Mai 2014 vor.
Im September 2008 hatte die Sonde mit dem Šteins-Rendezvous erstmals einen Asteroiden passiert. Generell liefert die Untersuchung der so genannten Kleinen Körper, zu denen die Asteroiden Lutetia und Šteins gehören – wichtige Hinweise auf die frühesten Zeiten des Sonnensystems. Mit einem Durchmesser von zirka 100 Kilometern ist Lutetia wesentlich größer als der nur rund fünf Kilometer große Asteroid Šteins. Lutetia ist damit der größte Asteroid, den eine Weltraummission je besucht hat.
Mehr zum Thema gibt es in unserem Special zu Rosetta und Lutetia …
(Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung/ Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), 12.07.2010 – DLO)
12. Juli 2010