Technik

Komponieren für „Dummies“

Software macht Entwicklung von Musikstücken auch ohne Fachwissen möglich

Ein elektronisches Software-Tool ermöglicht uns in Zukunft kreative Musik schnell und kostengünstig selbst zu komponieren. Denn intelligente Algorithmen ersetzen dabei komplexes Fachwissen, das zum Komponieren notwendig ist.

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Mit dieser Anwendung zeigen die österreichischen Wissenschaftler der Fachhochschule St. Pölten insbesondere für kleinere Unternehmen mit wenig Budget ganz neue Möglichkeiten auf: Diese können zukünftig kostengünstig hochwertige Medienmusik produzieren und mit den Großen der Branche mithalten.

Neutrale Inhalte mit Bedeutung aufladen

Kling Glöckchen klingelingeling – gerade in der Weihnachtszeit umgeben uns Melodien, die uns gefühlsmäßig erst so richtig auf das große Fest einstimmen. Dies zeigt, welche wichtige emotionale Funktion Musik für uns hat, zum Beispiel um neutrale Inhalte mit Bedeutung aufzuladen. So spielt Musik auch für Medienproduktionen wie Imagevideos, TV-Inhalte oder Computerspiele eine große Rolle.

Passende und gleichzeitig gute Musik für Medienanwendungen zu finden, ist jedoch eine sehr schwierige Aufgabe – insbesondere, wenn das Budget klein ist. Während große finanzkräftige Unternehmen sich passende Musik von Komponisten eigens kreieren lassen, konnten kleinere Unternehmen bisher nur auf lizenzfreie Musikbibliotheken zurückgreifen. Und diese Option ist mehr schlecht als recht: Denn diese freie Musik weist häufig einen klischeehaften Charakter, mangelnde Originalität und einen geringen Wiedererkennungswert auf.

GEMMA Musik machen

Man erzielt also nicht die angestrebte Wirkung und hat damit auch einen entscheidenden Wettbewerbsnachteil. Um hochwertige Medienmusik kostengünstig selbst zu produzieren, arbeitet ein Team der FH St. Pölten an einer Lösung. Unter dem Titel GEMMA – Generative Music for Media Applications – entwickelt sie ein Software-Tool, mit dem Laien ohne musikalisches Fachwissen selbst Medienmusik erstellen können.

Bisher waren ähnliche Methoden zur intelligenten Erstellung von Musik nur aus dem Bereich der experimentellen Musik bekannt. Ziel der Forscher von GEMMA ist es, deren Praktikabilität zu prüfen und in Folge für den angewandten Sektor der Medienmusik einsetzbar zu machen.

Wie das Musik-Tool funktionieren und was es genau anbieten wird, erklärt Projektleiter Hannes Raffaseder: „Musikspezialisten nutzen bei der Musikauswahl drei wesentliche Komponenten: ihre Intuition, hohes Fachwissen und jahrzehntelange Praxiserfahrung – diese fehlen Laien jedoch. Unser Tool soll Laien dennoch einen kostengünstigen Zugang zu kreativer hochwertiger Medienmusik ermöglichen.“

Mathematische Berechnungsverfahren als Basis

Die Basis hierfür bilden mathematische Berechnungsverfahren, Algorithmen – denn im Prinzip lässt sich jedes Musikstück als Abfolge von Zahlen darstellen. „Diese ermöglichen im Rahmen des Musik-Tools das (teil)automatisierte Komponieren von Medienmusik und deren Anpassung an individuelle Bedürfnisse – ganz ohne tiefgehendes musiktheoretisches Wissen“, so Raffaseder weiter.

Zusätzlich zur Möglichkeit eigene Kompositionen zu kreieren, bietet das Software-Tool auch noch weitere Innovationen, wie Raffaseder erklärt: „Das Musik-Tool wird auch die Auswahl von bereits bestehender Musik erleichtern und sogar Systeme, die Musikvorschläge einbringen, vereinfachen.“

Intelligentes Tool

Bei all diesen Schritten sollen Funktionen und Wirkungen von Medienmusik berücksichtigt und alle wichtigen Entscheidungen – zum Beispiel in Bezug auf den Stil, die Stimmung oder die Instrumentierung – dem jeweiligen Produzenten überlassen werden. Last but not least wird das Tool sogar intelligent sein. Es wird in der Lage sein Musik selbst zu generieren – und zwar in Abhängigkeit von vordefinierten Parametern, wie beim Spieleverlauf eines interaktiven Computerspiels.

„Das bedeutet, dass unter Nutzung unseres Tools die Musik an einen unvorhersehbaren Spieleverlauf angepasst wird – ist der Spieler beispielsweise in Not, wählt das Tool selbst dramatische Musik, schwimmt er auf einer Glückswelle, wird die Musik fröhlich sein“, so Raffaseder.

Rhythmische Kooperationen

Zentraler Bestandteil von GEMMA ist zunächst die eingehende Analyse und Evaluation der bestehenden technologischen Grundlagen. Auf dieser Grundlage wird das Forscherteam einen Prototypen des Produktionstools zur automatischen Produktion von Medienmusik entwickeln und testen. Das Tool wird in Folge in verschiedenen Kooperationsprojekten mit Wirtschaftspartnern der FH St. Pölten eingesetzt werden.

Bereits jetzt haben mehrere Institutionen, die mit der Fachhochschule bereits in musikbezogenen Vorgängerprojekten zusammengearbeitet haben, ihr Interesse bekundet.

(Fachhochschule St. Pölten/PR&D, 18.12.2009 – DLO)

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