Ist das Leben auf der Erde viel eher entstanden, als gedacht? Ein internationales Forscherteam hat jetzt bei der Untersuchung der ältesten Diamanten der Welt zumindest einen Hinweis auf die mögliche Existenz von Leben bereits vor 4,25 Milliarden Jahren gefunden.
Bislang gehen Wissenschaftler davon aus, dass die ersten aktiven Zellen vor etwa 3,5 Milliarden Jahren entstanden. Die Mineralogen berichten über ihre neuen Erkenntnisse in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Nature“.
Mit der Entdeckung der ältesten Diamanten der Welt hatten Martina Menneken und ihre Kollegen von der Universität Münster bereits im Jahr 2007 für Schlagzeilen gesorgt. Ein Team aus australischen, schwedischen und den münsterschen Forschern vom Institut für Mineralogie hat nun die Diamant- und Grafiteinschlüsse in den nur wenige Mikrometer großen, bis zu 4,25 Milliarden Jahre alten Zirkonen aus Westaustralien weiter untersucht.
Wenig Kohlenstoffisotop C-13 in den Diamanten
Die Forscher fanden dabei einen zum Teil unerwartet niedrigen Gehalt an dem schweren Kohlenstoffisotop C-13. Geringe Anteile an diesem Isotop sind typisch für Kohlenstoff, der aus organischem Material stammt.
Das Verhältnis verschiedener Kohlenstoffisotope (C-12 zu C-13) in den Einschlüssen haben die Wissenschaftler mit Hilfe eines Sekundärionen-Massenspektrometers gemessen, um Informationen über die Herkunft des Kohlenstoffs und die Entstehung der Diamant- und Grafiteinschlüsse zu bekommen. Die gemessen Isotopenverhältnisse reichen von für den Erdmantel typischen Werten bis hin zu Werten, die durch einen extrem geringen Anteil an dem schweren Isotop C-13 gekennzeichnet sind.
Kein Beweis für die Existenz von Leben
„Die Zusammensetzung der Kohlenstoffisotope ist ein Hinweis darauf, dass bereits vor 4,25 Milliarden Jahren Leben existiert haben könnte“, so Menneken. Allerdings können auch abiogene chemische Reaktionen niedrige Anteile an schwerem Kohlenstoff erzeugen. Sicher ist aber, dass bereits sehr früh nach der Entstehung der Erde vor 4,56 Milliarden Jahren ein Kohlenstoffreservoir mit extrem niedrigen C-13-Anteilen auf der Erde existiert haben muss.
„Unsere Daten sind kein Beweis für die Existenz von Leben vor 4,25 Milliarden Jahren“, sagt Menneken, „doch sie werfen die Frage auf, wie diese unerwartete Kohlenstoff-Zusammensetzung zustande gekommen ist.“ Das Vorhandensein lebender Organismen ist eine mögliche Erklärung. Sollte sie sich bewahrheiten, müsste die Geschichte des Lebens umgeschrieben werden.
(idw – Universität Münster, 04.07.2008 – DLO)