Geisterteilchen auf der „Waage“: Physikern ist es gelungen, die Masse der rätselhaften Neutrinos näher einzugrenzen. Mithilfe des Experiments KATRIN engten sie den Massenbereich dieser Elementarteilchen um die Hälfte ein. Demnach müssen die Neutrinos mindestens 500.000-fach leichter sein als ein Elektron. Das Wissen um die Neutrinomasse könnte klären helfen, woraus die Dunkle Materie besteht und ob es eine Physik jenseits des Standardmodells gibt.
Neutrinos gehören zu den häufigsten Elementarteilchen im Universum – und sind trotzdem echte „Sonderlinge“. Denn sie wechselwirken kaum mit anderer Materie und rasen daher billionenfach durch unseren Körper, ohne dass wir es spüren. Laut dem Standardmodell der Teilchenphysik galten diese „Geisterteilchen“ lange als masselos. Doch dann entdeckten Physiker, dass es verschiedene Neutrinosorten gibt, die sich ineinander umwandeln können – und dass die Partikel sehr wohl eine geringe Masse besitzen müssen.
Doch wie groß ist die Masse eines Neutrinos? Genau beantworten kann diese Frage bisher niemand. Bisher wusste man nur, dass die Teilchen irgendetwas zwischen 2 und 0,02 Elektronenvolt wiegen müssen. „Wenn man die Masse der Neutrinos wüsste, dann würde man fundamentale Fragen in der Kosmologie, der Astrophysik und der Teilchenphysik beantworten können“, erklärt Hamish Robertson von der University of Washington.
Eine „Waage“ für die Geisterteilchen
Das Problem: Man kann ein Neutrino nicht einfach auf eine Waage legen. Deshalb haben Physiker aus sieben Ländern das Experiment KATRIN am Karlsruher Institut für Technologie ins Leben gerufen. Diese Anlage ermöglicht es die Masse von Neutrinos indirekt zu ermitteln. Dafür wird radioaktives Tritiumgas genutzt, dass im Betazerfall ein Elektron und ein Neutrino mit der Gesamtenergie von 18.600 Elektronenvolt freisetzt.