Berliner Forscher haben einen neuen Weg entdeckt, langfristig wirkende Abwehrzellen gegen Infektionen zu produzieren. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Journal of Experimental Medicine“ beschreiben sie, wie es ihnen dabei gelungen ist, einen alten Irrtum der Zellforschung aufzuklären.
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Die Wissenschaftler um Professor Max Löhning von der Charité – Universitätsmedizin Berlin konzentrierten sich in ihrer Studie auf die so genannten T-Helferzellen im Immunsystem. Einige von ihnen produzieren Abwehrstoffe, so genannte Effektor-Zytokine. Diese steuern die Antwort des Immunsystems gegen eindringende Viren.
Andere wirken als langlebige Gedächtniszellen. Das heißt, sie erinnern sich an Erreger, die den Körper schon einmal geplagt haben und organisieren beim erneuten Angriff der gleichen Viren eine extrem wirkungsvolle Abwehr. Deshalb muss der Mensch manche Infektionen nur einmal im Leben durchmachen.
Gedächtnis-T-Zellen erzeugt
„Wir wollten wissen, ob sich die Zellen, die bereits Abwehrstoffe produziert haben, zu Gedächtniszellen entwickeln können“, erklärt Löhning. „Bisher ging man davon aus, dass diese Zellen sehr schnell absterben“. Erstmals gelang es den Forschern, sie zu isolieren, in neue Organismen umzusetzen und ihr Verhalten dort über längere Zeit zu beobachten. Das überraschende Ergebnis: Viele lebten noch Jahre nach der ersten Infektion und hatten sich tatsächlich in Gedächtniszellen verwandelt. Sie hatten sich die optimale Antwort auf ein ganz bestimmtes Virus gemerkt.
„Damit sind wir dem Ziel, maßgeschneiderte Gedächtnis-T-Zellen zu erzeugen, einen großen Schritt näher gekommen“, sagt Löhning. Das ist wichtig für Menschen mit langwierigen Infektionskrankheiten, die auf Immunzelltherapien angewiesen sind. Ihnen werden Abwehrzellen entnommen, auf eine Immunantwort hin trainiert und wieder eingesetzt. „Wir wissen jetzt, dass diese Therapien auch langfristig wirken können, weil Gedächtniszellen entstehen“, erläutert Löhning.
Alternative Impfstrategien im Visier
Ebenso bedeutsam könnte das Verfahren seiner Ansicht nach für die Entwicklung alternativer Impfstrategien in den Fällen sein, bei denen die herkömmliche Impfung mit Antikörpern versagt. Dazu könnte eines Tages auch das AIDS-Virus HIV gehören. Es verändert ständig seine Oberflächenstruktur und ist daher für Antikörper schlecht erkennbar.
„Maßgeschneidert erzeugte Gedächtnis-T-Zellen könnten in der Lage sein, das Virus trotz dieser Verkleidungen wirkungsvoll zu bekämpfen“, hofft Löhning. „Doch bis es vielleicht so weit ist, stehen uns noch arbeitsreiche Jahre bevor.“
(idw – Charité-Universitätsmedizin Berlin, 29.01.2008 – DLO)