Geowissen

Meeresluft verschlimmert Luftverschmutzung

Chloride fördern Entstehung von Ozonsmog und Feinstaub

Die salzige Seeluft gilt als heilsam. Doch für die Umwelt scheint sie eher negative Auswirkungen zu haben, denn sie verstärkt die Konzentration von Schadstoffen und Ozon in der Luft. Eine jetzt in „Nature Geoscience“ veröffentlichte Studie geht daher davon aus, dass die Belastung in dicht besiedelten Küstenregionen weitaus stärker sein könnte als bisher angenommen.

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Hans Osthoff, Professor für Chemie an der Universität in Calgary war Teil eines Forschungsteams der

Amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), das im Sommer 2006 sechs Wochen lang die Luftqualität an der US-Küste zwischen Charleston in South-Carolina und Houston in Texas analysierte.

Chlorid aus Salzluft reagiert mit Schadstoffen

Dabei registrierten die Wissenschaftler unerwartet hohe Konzentrationen von Nitryloxid (ClNO2), einer Chemikalie, die an der Entstehung von Ozonsmog beteiligt ist. Schnell stellte sich heraus, dass diese Substanz vor allem nachts an den Küsten entsteht, dann wenn das Chlorid aus der salzhaltigen Meeresluft mit den Stickoxiden aus den Emissionen reagiert. Wenn dann am Tage die Sonne scheint, spaltet sie das Nitryloxid in freie Radikale auf, die die Produktion von Ozon und Feinstaub beschleunigen.

Nach Ansicht der Forscher könnten bis zu 30 Prozent der Luftverschmutzung in Städten wie Houston auf den Einfluss der Salzluft zurück gehen. „Wir haben unerwartet hohe Konzentrationen einiger Luftschadstoffe in den Gebieten an der Küste des Südostens der USA entdeckt, in denen Emissionen von Städten und Schiffen mit dem Salz in der Meeresluft zusammentreffen“, erklärt Osthoff. „Es erscheint naheliegend, dass dies überall dort ein Problem ist, wo industrielle Verschmutzung das Meer trifft, wie es in vielen der größten Städte weltweit der Fall ist.“

Auswirkungen des Schiffsverkehrs stärker als gedacht

„Die Studie erstreckte sich nur über eine begrenzte geografische Region“, erklärt Osthoff. „Wir möchten jetzt herausfinden, wie sich diese Chemie in anderen Gebieten, wie beispielsweise der Küste bei Vancouver oder in der Arktis auswirkt. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass Salze wie Chloride oder Bromide, die bisher als relativ reaktionsträge galten, eine größere Rolle in der unteren Atmosphäre spielen könnten als angenommen.“

Die Forscher konstatieren zudem, dass sich auch die Sicht auf die Emissionen des Schiffsverkehrs im Licht dieser Erkenntnisse ändern muss. Die Verschmutzung durch diese Substanzen in Kombination mit der Seeluft könnte sich weltweit deutlich stärker auswirken als gedacht.

(University of Calgary, 10.04.2008 – NPO)

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