Morgen wird die Menschheit alle natürlichen und regenerierbaren Ressourcen verbraucht haben, die uns die Erde in diesem Jahr zur Verfügung stellt. Ab diesem Tag können auch jeglicher Müll, der erzeugt wird sowie alle Treibhausgase, die in die Atmosphäre gelangen, nicht mehr von der Natur verarbeitet werden. Nach Berechnungen des internationalen Global Footprint Network bräuchte die Menschheit 1,4 Erden, um den Planeten nicht zu überlasten.
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Der „Tag der ökologischen Überschuldung“ kommt nach Angaben von Greenpeace in diesem Jahr bereits zwölf Tage früher als noch 2007. Angesichts der beschleunigten Ressourcenverschwendung fordert die Umweltschutzorganisation von der Bundesregierung ein entschiedeneres Handeln zum Schutz der Lebensgrundlagen.
„Wir leben ökologisch völlig über unsere Verhältnisse. Auf Dauer vernichten wir so unsere eigene Lebensgrundlagen“, warnt Jürgen Knirsch, Globalisierungs-Experte von Greenpeace. „Unsere Regierungen müssen begreifen, dass unser Umgang mit der Natur zum Kollaps führt. Bundeskanzlerin Angela Merkel muss endlich aufhören sich vor allem für die Interessen der klimaschädlichen Auto- und Kohleindustrie einzusetzen. Wir müssen die Nutzung unserer natürlichen Ressourcen auf ein für die Erde erträgliches Maß verringern.“
Ökologischer Fußabdruck
Jedes Jahr berechnet das Global Footprint Network den Ökologischen Fußabdruck der Menschheit, das heißt den Bedarf an Acker- und Weideland, Wäldern und Fisch sowie den Platzbedarf für Infrastruktur. Dieser Bedarf wird der weltweiten biologischen Kapazität gegenübergestellt, also dem Vermögen der Ökosysteme, Ressourcen aufzubauen und Müll aufzunehmen. Über den ökologischen Fußabdruck kann der genaue Tag festgelegt werden, an dem die weltweite Gemeinschaft mehr verbraucht, als der Planet jedes Jahr produziert: der Tag der ökologischen Überschuldung.
1986 war das erste Jahr, in dem die Menschheit weltweit über ihre Verhältnisse lebte. Der Tag der ökologischen Überschuldung war damals der 31. Dezember. Nur zehn Jahre später verbrauchte die Menschheit 15 Prozent mehr Ressourcen, der Tag der Ökologischen Überschuldung wanderte in den November. Im letzten Jahr lag er noch auf dem 6. Oktober, dieses Jahr fällt er auf den 23. September. Weltweit verbrauchen wir also rund 40 Prozent mehr, als es die natürliche Kapazität der Erde zulässt.
Selbst zwei Planeten reichen nicht aus
„Würden alle Menschen auf der Welt so leben, wie wir in Deutschland, würden uns selbst zwei Planeten nicht ausreichen“, so Knirsch. „Aber wir haben nur eine Erde. Wir müssen unsere Wirtschaftsweise ändern, und die Politik muss endlich die Rahmenbedingungen dafür setzen.“ Werden Minderungsziele dagegen aufgeschoben, wie aktuell beim Kohlendioxid-Grenzwert von Pkw, wird unser ökologischer Fußabdruck weiter verschlechtert, so Greenpeace.
Den größten Anteil an der ökologischen Überschuldung hat das Treibhausgas Kohlendioxid. Die Menschheit stößt davon deutlich mehr aus, als die Erde absorbieren kann. Global betrachtet machen die Kohlendioxid-Emissionen mehr als die Hälfte des Fußabdruckes aus.
(Greenpeace, 22.09.2008 – DLO)