Neue, präzise Messungen haben jetzt enthüllt, dass die Rotation der Milchstraße deutlich einfacher ist als bisher angenommen. Denn die vielfach diskutierte scheinbare Fallbewegung von bestimmten veränderlichen Sternen, den Cepheiden, hängt nicht mit einer komplizierten Rotationsform unserer Galaxie zusammen, sondern ist ein von der Atmosphäre der Cepheiden selbst hervorgerufenes Phänomen.
Seit der Entdeckung der einzigartigen Eigenschaften der Cepheiden durch Henrietta Leavitt im Jahr 1912 gelten diese veränderlichen, regelmäßig in ihrer Helligkeit pulsierenden Sterne als eine Art Entfernungsmesser im Weltraum. Denn da ihre absolute Helligkeit mit dem Logarithmus ihrer Pulsationsperiode gekoppelt ist, können Astronomen aus dem Pulsieren auf die absolute Helligkeit schließen und diese mit der gemessenen scheinbaren Helligkeit vergleichen. Aus der Differenz ergibt sich dann die Entfernung des Cepheiden zur Erde.
Scheinbare Cepheiden-Bewegung gab Rätsel auf
Auch in der Nähe unserer Galaxie, der Milchstraße, existieren Cepheiden. Ihre Eigenschaften lösten jedoch eine Kontroverse unter den Astronomen aus, denn sie schienen darauf hinzudeuten, dass die Milchstraße nicht einfach und symmetrisch um ihr Zentrum rotiert, sondern eine komplexere Bewegung ausführt. Nach Ansicht einiger Wissenschaftler ließe sich nur so die scheinbare Fallbewegung der Cepheiden in Richtung unserer Sonne erklären.
Eine Gruppe von Astrophysikern um Nicolas Nardetto hat nun acht Cepheiden in der Nähe der Michstraße mithilfe des HARPS-Spektrographen am 3,6 Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO) in La Silla, Chile, genauer untersucht. HARPS steht für „High Accuracy Radial Velocity Planetary Searcher” und dient vorwiegend als Hilfsmittel für die Suche nach extrasolaren Planeten, da er die winzigen Geschwindigkeitsschwankungen von Sternen nachweisen kann, die ein sie umkreisender Planet erzeugt.