Ist es akzeptabel, einen Menschen zum Wohle mehrerer zu opfern? Oder ihn dafür sogar umzubringen? Die Antwort auf dieses ethische Dilemma ist weniger universell als man denkt, wie nun die bisher größte Studie dazu enthüllt. Demnach halten zwar die meisten Menschen ein solches Opfer für legitim. In einigen Ländern jedoch ist der Anteil derjenigen, die ein solches Opfer billigen, auffallend geringer, wie die Forscher berichten.
Wenn es um Ethik und Moral geht, ist dies das ultimative Dilemma-Szenario: Ein herannahender Zug droht fünf Menschen zu überfahren. Sie können dies jedoch verhindern, wenn Sie eine Weiche umlegen. Dann fährt der Zug auf ein Nebengleis und tötet dort nur eine Person. Würden Sie diesen Menschen opfern, um die fünf anderen zu retten? Und wie wäre es, wenn Sie den Zug nur aufhalten könnten, wenn Sie den Einzelnen aktiv von einer Brücke auf die Gleise schubsen müssten?
Keine universellen Regeln
Dieses Szenario klingt konstruiert, doch gerade in Bezug auf autonomes Fahren ist es realistisch – und hochaktuell. Denn ein computergesteuertes Fahrzeug muss im Ernstfall genau solche Entscheidungen fällen: Schützt es bei einem drohenden Unfall seinen Fahrer? Oder opfert es diesen, wenn dafür mehrere Fußgänger gerettet werden? Und ab wann zählen die Fußgänger mehr? Studien mithilfe interaktiver Online-Szenarien belegen, dass sich auch Menschen bei diesen Fragen keineswegs immer einig sind.
Typischerweise halten es die meisten Menschen es beim klassischen Bahn-Szenario für akzeptabel, die Weiche umzustellen und damit eine Person zugunsten der fünf zu opfern. Deutlich größer aber sind die Hemmungen beim zweiten Szenario: Weit weniger Testteilnehmer wären bereit, eine Person aktiv in den Tod zu stürzen, um die anderen zu retten – das gilt weltweit. Allerdings hängt der Grad der Akzeptanz auch von kulturellen Faktoren ab und sogar die Sprache, in der man den Test absolviert, kann eine Rolle spielen.