Einzigartiges Phänomen: Der Atomkern von Quecksilber ist ein echter Formwandler – er springt je nach Zahl seiner Neutronen zwischen einer runden und einer elliptischen Form hin und her, wie ein Experiment enthüllt. Ein solches Verhalten ist von keinem anderen Element bekannt. Seltsam auch: Der Wechsel zwischen rundem Fußball und ovaler Rugbyball-Form passiert nur bei Quecksilber-Isotopen mit zwischen 181 und 185 Kernbausteinen, wie die Forscher in „Nature Physics“ berichten.
Quecksilber ist ein echter Sonderling. Denn es ist das einzige Metall, das bei Raumtemperatur flüssig ist. Die silbrige Flüssigkeit besitzt dabei eine so hohe Dichte, dass sogar ein Eisenstück in Quecksilber schwimmt. Der Grund für seinen niedrigen Schmelzpunkt ist der schwere Atomkern: Neben den 80 Protonen enthält der Quecksilber-Kern je nach Isotop zwischen 95 und 128 Neutronen. Diese Masse führt bei den Elektronen der Atomhülle zu relativistischen Effekten, die die Metallbindung und damit die Ausbildung des typischen Metallgitters hemmen.
Verformte Atomkerne
Doch das ist nicht die einzige Besonderheit des Quecksilbers, wie nun Bruce Marsh vom Forschungszentrum CERN und sein Team berichten. Mithilfe der ISOLDE-Ionenquelle am CERN haben sie systematisch verschiedene Quecksilber-Isotope hergestellt und deren Atomkerne mittels spezieller Laser- und Massenspektrometer genauer untersucht. Die Spanne reichte vom Isotop 185Hg mit 105 Neutronen bis zum extrem kurzlebigen Isotop 177Hg, das eine Halbwertszeit von nur 27 Millisekunden hat.
Der Grund: Schon früher hatten Experimente erste Hinweise darauf ergeben, dass sich einige radioaktive Quecksilber-Isotope anders verhalten als erwartet. Normalerweise werden die Atomkerne von Schwermetallen mit abnehmender Neutronenzahl allmählich kleiner. Beim Quecksilber jedoch schienen einige Isotope aus der Reihe zu tanzen: Ihre Atomkerne waren ungewöhnlich groß und verformt. Was es damit auf sich hat, haben nun Marsh und sein Team überprüft.