Umwelt

Nano-Silber im Waschwasser

Auch Textilien mit herkömmlicher Silber-Beschichtung setzen Partikel frei

Mit Silber beschicchtete Socken sollen das Stinken vermeiden. © freeimages

Ausgewaschen: Funktionskleidung und Socken mit Silberbeschichtung setzen beim Waschen einen Teil des Silbers frei. Überraschenderweise ist dies bei herkömmlichen Silberbeschichtungen sogar stärker der Fall als bei mit Nanosilber behandelten, wie Schweizer Forscher jetzt festgestellt haben. Zudem sind die freigesetzten Partikel sehr viel variabler als zuvor angenommen.

Mit Silber beschichtete Socken oder Kleidung sind bei Sportlern beliebt, denn das Edelmetall wirkt antibakteriell und verhindert so, dass die verschwitzen Textilien unangenehm riechen. Allerdings sind Nanosilber und andere Nanopartikel umstritten, denn sie könnten über die Wäsche und das Waschwasser in die Kläranlagen und die Gewässer gelangen. Für den Menschen soll das Silber relativ ungiftig und somit ungefährlich sein. Selbst wenn sich bei hohem Schwitzen Silberpartikel aus dem Textil lösen, werden diese von gesunder Haut nicht aufgenommen.

Mehr Silber aus herkömmlichen Beschichtungen

Bereits 2009 hatten Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa beispielsweise getestet, wie schnell sich Silber beim Waschen aus Socken und anderen Textilien löst. Wie sich zeigte, genügte teilweise schon ein Waschgang in der Maschine, um bis zu 45 Prozent des Silbers herauszuwaschen. Jetzt haben die Forscher ihre Analysen noch einmal wiederholt und dabei das Waschwasser nach einem Waschgang von Textilien mit Nanosilber und herkömmlicher Silberbeschichtung verglichen.

Das Ergebnis war einigermaßen überraschend: Es stellte sich heraus, dass die nano-beschichteten Textilien deutlich weniger Nanopartikel freisetzen als die herkömmlichen Beschichtungen, aus denen sich eine Vielzahl verschiedener Silber-Partikel lösten. Nach Angaben der Forscher verlieren nano-beschichtete Silbertextilien generell weniger Silber beim Waschen. Dies liege daran, dass bei einer Nano-Beschichtung weniger Silber ins Textil eingearbeitet wird und dieses für die antibakterielle Wirkung dosierter freigesetzt wird als bei herkömmlichen Beschichtungen.

Prozentualer Anteil der Silberbeschichtung, der in einem Waschgang ausgewaschen wurde (blau) und Nanopartikel-Anteil (rot). © Empa

Regulierung sollte beides erfassen

Eine nach Ansicht der Forscher überraschende Erkenntnis, die die künftige Analyse und den Umgang mit Silber-Textilien verändert. „Alle Silbertextilien verhalten sich ähnlich – ob nun nano-beschichtet oder herkömmlich“, so Empa-Forscher Bernd Nowack. Daher sollten Nano-Textilien nicht strikter als Textilien mit konventionellem Silber reguliert werden, was in der gegenwärtigen Diskussion um eine mögliche spezielle Regulierung von Nano-Silber berücksichtigt werden sollte.

Als nächstes will Nowacks Team Silbertextilien mit verschiedenen herkömmlichen Waschmitteln waschen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass bestimmte Inhaltsstoffe von Waschmitteln die Form des Silbers verändern können. So kam es beispielsweise vor, dass die Forschenden vor dem Waschen im Textil Silberionen detektierten, nach dem Waschen allerdings elementares, also metallisches Nano-Silber oder andere Formen wie schwer lösliches Silberchlorid.

Ständige Umwandlung

Wie die Forscher erklären, bestehen Silbertextilien letztlich aus einer Vielzahl von Silbermaterialien, die sich laufend verändern und umwandeln. Und das nicht nur beim Waschen, wie Nowack betont. „Selbst beim Herstellungs- und Beschichtungsprozess können äußere Einflüsse bereits Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Silberpartikel im Textil haben, noch bevor der Kunde das Produkt bei sich zu Hause im Schrank hängen hat.“

Das allerdings erschwert es auch, die möglichen Folgen und das weitere Schicksal des freigesetzten Silbers in der Umwelt zu beurteilen. Denn einige Studien zeigen, dass sich Nanosilber in Kläranlagen zum großen Teil in unlösliches Silbersulfid verwandelt und mit dem Klärschlamm absetzt. Inwieweit dies aber auch für andere Varianten des Silbers gilt, ist bisher kaum untersucht.

(Empa, 01.07.2014 – NPO)

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