Röhrchen als Rechner: Forscher haben erstmals einen Computer aus Millionen von Nanoröhrchen konstruiert. Mit mehr als 14.000 Nanotube-Transistoren ist dieser RV16X-NANO der bisher größte nicht auf Silizium-Technologie basierende Rechner – und der erste Nanotube-Computer, der in seiner Leistung in die Liga der Silizium-Chips vorstößt, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten. Trotz des ungewöhnlichen Materials rechnet dieser Computer aber genauso wie normale Mikroprozessoren.
Elektronikbauteile und Mikrochips werden immer kleiner und leistungsfähiger. Doch die klassische Silizium-Technologie stößt bald an ihre Grenzen, weil die Produktionsmethoden, aber auch quantenphysikalische Störeffekte keine weitere Miniaturisierung erlauben. Schon länger suchen Forscher deshalb nach Alternativen – beispielsweise in Form von Bauteilen aus Graphen oder Molybdändisulfid. Auch Transistoren und komplette Computer aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen wurden schon entwickelt.
„Doch wie bei allen neuen Nanotechnologien blieb eine große Lücke zwischen diesen Demonstratoren in kleinem Maßstab und modernen Computersystemen mit tausenden bis Milliarden von Feldeffekt-Transistoren“, erklären Gage Hills vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und seine Kollegen.
Erster Nanoröhrchen-Chip in der „Silizium-Liga“
Diese Lücke haben Hills und sein Team nun überbrückt. Denn erstmals haben sie einen Computer gebaut, der komplett aus Nanoröhrchen besteht, aber in Funktion und Leistung mit einem älteren Silizium-Prozessor vergleichbar ist. Der RV16X-NANO getaufte Nanotube-Rechner ist ähnlich leistungsfähig wie ein Intel 80386-Prozessor – ein 1985 eingeführter Computerchip. Der Nanotube-Rechner führt 32-Bit-Befehle aus, kann kompilierte Programme laufen lassen und verfügt über alle Komponenten der klassischen Mikrochip-Architektur, wie die Forscher berichten.