Wege hören: Eine neue App „zeigt“ Blinden den Weg und warnt vor Hindernissen – mithilfe spezieller Töne. Über die Handykamera erkennt ein Algorithmus Hindernisse und freie Wege und gibt diese Information akustisch an den Nutzer weiter. Das neue Assistenzsystem soll den klassischen Blindenstock nicht ersetzen, wie die Forscher betonen. Es kann aber den Betroffenen dabei helfen, sich selbstständig zu orientieren.
Blinde Menschen stehen im Alltag vor großen Herausforderungen. Besonders im Straßenverkehr fällt eine selbstbestimmte Orientierung häufig schwer: Hindernisse versperren den Weg, der Waldweg endet im Gebüsch. Ohne Augenlicht ist es entsprechend schwer, solche Probleme zu erkenne und sicher zu navigieren – selbst mit Blindenstock oder Blindenhund. Zwar gibt es inzwischen auch technische Hilfen, doch diese basieren oft auf teurer Spezialtechnik oder gelangen nicht über die Testphase hinaus.
Smartphone statt teure Technik
Es geht aber auch anders: Informatikstudierende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben eine neue Navigationshilfe entwickelt, die ganz ohne teures Equipment funktioniert – ein handelsübliches Smartphone reicht aus. Zusammen mit der Softwarefirma iXpoint haben die Forscher das neue Leitsystem in der App „Camassia“ verpackt, die für das iPhone schon zum Download verfügbar ist.
Ursprünglich hatten die Studierenden die Software für autonome Roboterautos entwickelt. „Grundlage war eine Beobachtung, die jeder selbst ganz einfach nachprüfen kann: Fußwege haben in der Regel eine geringere Farbsättigung als ihre Umgebung“, sagt Michael Fürst vom KIT. Er programmierte damals den Roboter Beteigeuze mit einem entsprechenden Bilderkennungsalgorithmus. Dadurch konnte Beteigeuze die Farbinformationen aus der Bordkamera in Steuerbefehle umsetzen und sich selbstständig orientieren.