Wissenschaftler haben neue Indizien dafür gefunden, dass es in der Vergangenheit auch auf dem Mars ausgedehnte Ozeane gegeben haben könnte. In Messungen mit einem Gammastrahlenspektrometer entdeckten sie eine Anreicherung von Kalium, Thorium und Eisen unterhalb zweier potenzieller Küstenlinien, die durch den Einstrom großer Wassermassen dorthin gelangt sein könnten.
Die Frage, ob es auf dem Mars früher einmal Ozeane gegeben haben könnte, wird seit 20 Jahren heiß diskutiert. Ausgangspunkt dafür sind einerseits Landschaftsstrukturen, die als ehemalige Küstenlinien gedeutet werden könnten, andererseits zahlreiche Hinweise auf eine feuchtere Vergangenheit des Roten Planeten. Die immer besser werdenden Aufnahmen der Marsoberflächen zeigen alte Flussläufe, Spuren von Wassererosion und Sedimentation und – möglicherweise – die Spuren alter Küsten.
Meere durch Sturzfluten?
Allerdings ist ihre eindeutige Identifizierung und Interpretation nicht ganz einfach, da sie sich in Entstehungsmechanismen und Aussehen deutlich von irdischen Küsten unterscheiden. Während auf der Erde die Gezeiten das Aussehen unserer Küsten prägen, fehlen diese auf dem Mars. Dafür könnten dort riesige Schlammströme oder verflüssigte Sedimente den Anstoß für die Bildung von Meeren oder großen Seen geliefert haben. Diese wiederum förderten die Veränderung des marsianischen Klimas zu einer feuchteren und wärmeren Periode, die mindestens einige zehntausend Jahre anhielt.
Gammastrahlen verraten Elementkonzentrationen
Jetzt hat ein Forscherteam der Universität von Arizona unter Leitung des planetarischen Geologen James M. Dohm gezielt einige dieser potenziellen Küstenlinien mithilfe des Gammastrahlenspektrometers (GRS) an Bord der Sonde Mars Odyssey untersucht. Die Ergebnisse erscheinen nun in einer Sonderausgabe des Fachmagazins „Planetary and Space Journal“. Das Instrument hat die Fähigkeit, Elemente bis zu einer Tiefe von rund 30 Zentimetern unter der Oberfläche anhand ihrer Gammastrahlen-Aussendung zu identifizieren. Mit ihm gelang im Jahr 2002 unter anderem der Nachweis von Wassereis unter den Polarregionen des Mars.