Astronomen haben eine große Zahl von bisher unbekannten Sternenwiegen in der Milchstraße entdeckt und lokalisiert. Allein 25 dieser so genannten H II-Regionen liegen außerhalb der Sonnenbahn und liefern damit wertvolle Erkenntnisse über die Struktur und chemische Zusammensetzung unserer Galaxie.
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Sterne entstehen in gewaltigen Wolken aus Gas und Staub, die diese Sternenwiegen unseren Blicken entziehen. Astronomen können daher nur mithilfe von Infrarot- oder Radioteleskopen einen Einblick in die Vorgänge der Sternenbildung gewinnen. In den so genannten H II-Regionen sorgt die intensive Strahlung von massereichen, jungen Sternen dafür, dass die Wasserstoffatome der Gaswolke ihrer Elektronen beraubt werden. Diesen ionisierten Wasserstoff hat ein internationales Astronomenteam nun genutzt, um neue Sternenwiegen in der Milchstraße ausfindig zu machen.
Infrarot- und Radiomessungen kombiniert
„Wir fanden unsere Ziele, indem wir die Ergebnisse von Infrarotkartierungen durch das Spitzer-Weltraumteleskop der NASA und von Radiobeobachtungen durch das Very Large Array (VLA)-Radioobservatorium der National Science Foundation kombinierten“, erklärt Loren Anderson vom Astrophysikalischen Labor in Marseille. „Objekte, die sowohl in den Spitzer als auch in den VLA-Aufnahmen hell erschienen, sind gute Kandidaten für H II-Regionen.“ Denn die Prozesse beim Ionisieren des Wasserstoffs erzeugen helle Signale in beiden Wellenlängen der elektromagnetischen Strahlung.
Radiosignal sich bindender Elektronen
Nachdem sie einige Kandidaten ausgemacht hatten, nutzten die Astronomen das Robert C. Byrd Green Bank Telescope (GBT) in West Virginia, ein hochsensibles Radioteleskop. Mit ihm konnten sie die spezifischen Radiofrequenzen finden und identifizieren, die Elektronen abgeben, wenn sie sich mit den Protonen des Wasserstoffs wieder zu atomarem Wasserstoff verbinden. Da diese Prozesse typisch für H II-Sternenwiegen sind, ließen sich diese damit innerhalb der Milchstraße lokalisieren.
25 Sternenwiegen außerhalb der Sonnenbahn
Die Wissenschaftler entdeckten besondere Häufungen solcher Sternenbildungsregionen im zentralen Balken unserer Galaxie und in den Spiralarmen. 25 Sternenwiegen lagen dabei weiter vom galaktischen Zentrum entfernt als die Sonne. „Diejenigen zu finden, die außerhalb des solaren Orbits liegen ist wichtig, denn ihre Erforschung liefert wichtige Informationen über die chemische Evolution der Galaxie“, erklärt Thomas Bania von der Universität Boston.
Die Lokalisierung dieser Sternenwiegen ermöglicht es, die chemische Zusammensetzung solcher Orte in unterschiedlicher Entfernung vom Zentrum der Galaxie zu vergleichen. „Es gibt Belege für eine Veränderung der Häufigkeit schwerer Elemente mit zunehmender Entfernung von galaktischen Zentrum“, so der Astronom weiter. „Wir haben jetzt viel mehr Objekte, die wir daraufhin untersuchen können, um so unser Wissen über diesen Effekt zu erweitern.“
(National Radio Astronomy Observatory, 31.05.2010 – NPO)