Überraschende Entdeckung: In einem Supraleiter haben Physiker einen zuvor unbekannten Materiezustand entdeckt. Dabei entstanden Cluster aus jeweils vier gemeinsam agierenden Elektronen – normalerweise bilden sich beim Übergang zur Supraleitung nur Elektronenpaare. Dieser „bosonische Metallzustand“ eröffnet ganz neue Einblicke in die physikalischen Mechanismen der Supraleitung und könnte neue Anwendungen hervorbringen, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Physics“ berichten.
In einem Supraleiter können sich Elektronen nahezu ohne Widerstand bewegen. Gängiger Theorie nach liegt dies daran, dass die Elektronen im Kristallgerüst dieser Materialien bei ausreichend tiefen Temperaturen einen Zustandswechsel durchlaufen: Obwohl sie normalerweise Einzelgänger sind, bilden sie nun sogenannte Cooper-Paare. Diese reagieren wie eine Superflüssigkeit und können sich ohne Reibungsverluste bewegen – das Material wird supraleitend.
Vier Elektronen statt zwei
Doch in manchen Supraleitern gibt es mehr als nur Paare, wie nun Vadim Grinenko von der Technischen Universität Dresden und seine Kollegen entdeckt haben. Für ihre Studie hatten sie das Verhalten eines Hochtemperatur-Supraleiters aus der Klasse der geschichteten Eisenpniktide untersucht. Diese erst 2008 entdeckten Materialien bestehen aus Verbindungen von Eisen und weiteren Metallen mit Elementen der Stickstoffgruppe.
Als die Forscher in ihrem Experiment das supraleitende Metall Ba1-xKxFe2As2 langsam abkühlten und dabei die thermischen und elektromagnetischen Eigenschaften maßen, entdeckten sie Überraschendes: Bei einer bestimmten Temperatur erfolgte der Übergang in einen Zustand, in dem nicht zwei, sondern gleich vier Elektronen im Verbund agierten.