Rätselhafte Oszillation: Physiker haben die Eigenschaften des Neutrons neu vermessen – und Überraschendes beobachtet. Denn die elektromagnetischen Formfaktoren des Kernbausteins verändern sich nicht gleichmäßig mit steigender Energie, sondern schwanken periodisch. Diese auch schon beim Proton beobachtete Oszillation ist bislang theoretisch nicht erklärbar, wie das Team in „Nature Physics“ erklärt. Sie deutet aber auf eine interne Struktur des Neutrons hin, die dynamischer und komplexer ist als gedacht.
Die jeweils aus drei Quarks bestehenden Protonen und Neutronen sind die Grundbausteine der Materie – sie bilden gemeinsam den Atomkern. Doch trotz dieser fundamentalen Bedeutung geben die Kernbausteine noch Rätsel auf. Selbst bei so grundlegenden Merkmalen wie Lebensdauer, Größe und innere Struktur gibt es große Unsicherheiten. Immer wieder beobachten Physiker zudem Phänomene, die nicht mit den theoretischen Modellen übereinstimmen.
Das Geheimnis des Formfaktors
Ein neuer Einblick in die Merkmale des Neutrons ist nun Physikern der BESIII-Kollaboration gelungen. Ziel des Experiments war es, die sogenannten elektromagnetischen Formfaktoren des Neutrons genauer zu bestimmen. Sie beschreiben die mittlere Verteilung von elektrischer Ladung und Magnetisierung innerhalb des Neutrons und liefern so Anhaltspunkte für Verhalten und Anordnung der drei über Gluonen verbundenen Quarks in ihrem Inneren.
„Ein einzelner Formfaktor, gemessen bei einer bestimmten Energie, sagt zunächst einmal nicht viel aus“, erläutert Frank Maas vom Helmholtz-Institut Mainz (HIM). „Erst die Kenntnis der Formfaktoren bei verschiedenen Energien erlaubt Rückschlüsse auf die Struktur des Neutrons.“ Weil es bisher kaum Messungen im Energiebereich von zwei bis 3,8 Gigaelektronenvolt gab, hat das Team diese Lücke nun durch Annihilations-Experimente geschlossen.