Ein nagelneuer Tauchroboter des Kieler Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) kann ohne Kabelverbindung selbständig bis in 6.000 Meter Wassertiefe vordringen. „Abyss“ soll künftig den Meeresboden kartieren und fotografieren sowie zahlreiche Messwerte sammeln. Schon im November 2008 wird der Roboter voraussichtlich das erste Mal im Atlantik getestet.
Es ist gelb, vier Meter lang und erinnert an einen Torpedo: Doch das autonome Unterwasserfahrzeug – Autonomous Underwater Vehicle (AUV) – „Abyss“, das diese Woche am IFM-GEOMAR eingetroffen ist, dient nicht militärischen Zwecken, sondern der friedlichen Erforschung der Tiefsee. Bestückt mit unterschiedlichen Instrumenten soll es bis zu 24 Stunden lang selbständig Untersuchungen in den Tiefen der Ozeane durchführen.
Abyss erfasst riesige Areale
„Eines der wesentlichen Probleme bei der Erforschung der Meere sind die riesigen Flächen, mit denen wir es zu tun haben“, sagt Professor Colin Devey, Meeresgeologe am IFM-GEOMAR. „Mit Abyss können wir nun relativ große Areale auf dem Meeresboden schnell und hochauflösend erfassen, denn es fährt mit bis zu vier Knoten und kann sich dem Meeresboden dabei bis auf wenige Meter nähern.“
Das ist für die Meeresforscher eine große Hilfe bei der Sondierung von größeren Untersuchungsgebieten. Um das Potential des Roboters zu verdeutlichen, zieht Devey einen Vergleich: „Es ist wie bei einer Computer-Tomographie in der Medizin – wir lassen die zeitaufwendige Aufnahme des Patienten von einer Maschine machen und haben dadurch mehr Zeit um uns um die wichtige Diagnose zu kümmern: die Auswertung der Kartierungen.“
Das neue Gerät ist speziell für die Auffindung und Kartierung von heißen Tiefseequellen und Unterwasservulkanen ausgelegt worden – daher der Name Abyss (Autonomes benthisches Hydrothermal-Suchsystem). Es soll unter anderem im Rahmen des von der DFG mit mehr als einer Million Euro geförderten Schwerpunktprogramms 1144 „Vom Mantel zum Ozean“ eingesetzt werden.
Erstes Ziel: mittelatlantischer Rücken
Der erste wissenschaftliche Einsatz führt das AUV Anfang 2009 zum mittelatlantischen Rücken in der Nähe des Äquators, einem Hauptuntersuchungsgebiet des Schwerpunktprogramms. „Wir kennen dort mehrere heiße Quellen und wollen untersuchen, warum sie sich genau an dieser Stelle befinden und wie sie ihre Umgebung beeinflussen“, so Klas Lackschewitz, wissenschaftlicher Leiter des AUV-Teams. Zuvor geht ABYSS aber mit dem Forschungsschiff „Poseidon“ noch im November auf Testfahrt vor die Kanarischen Inseln.
(idw – Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, 17.10.2008 – DLO)