Die Olympischen Spiele sorgen in China nicht nur kurzfristig für große Investitionen, sondern werden auch langfristig die Wirtschaft ankurbeln und das Einkommen der Bevölkerung heben. Zu dieser Einschätzung ist jetzt ein Bochumer Wissenschaftler in einer neuen Studie gekommen.
Vor allem die Investitionen in die zuvor mangelhafte Infrastruktur machen das Land für in- und ausländische Investoren auf Dauer attraktiver. Deswegen sei es vor allem für Schwellenländer sinnvoll, sich um die Ausrichtung solcher Veranstaltungen zu bewerben, so Tobias Birkendorf von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in seiner Dissertation.
25 Milliarden Dollar Rekordinvestitionen
Mehr als 25 Milliarden US-Dollar sind nach dem Zuschlag für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2001 bis zum Start 2008 nach China geflossen – ein neuer Rekord. Das Geld floss in den Bau neuer Sportstätten, den Ausbau des Straßennetzes und des öffentlichen Personennahverkehrs, letzterer verschlang alleine etwa zwölf Milliarden Dollar. Kurzfristig wird dadurch die Wirtschaft auf alle Fälle aufleben, aber was bringen diese Investitionen langfristig? Wird die Wirtschaft dauerhaft angekurbelt? Verbessert sich auf Dauer das Pro-Kopf-Einkommen?
Einkommenserhöhung wird konserviert
Diese Fragen bearbeitete Birkendorf zunächst theoretisch anhand zweier Wachstumsmodelle, die er an Schätzungen aus verschiedenen Schwellenländern, zu denen auch China gehörte, empirisch überprüfte. Es zeigte sich, dass beide Modelle aussagekräftig sind. In seiner Arbeit befragte Birkendorf 42 US-amerikanische und deutsche Unternehmen, welchen Einfluss die Olympischen Spiele auf das Investitionsverhalten haben.
Aus den Ergebnissen der Interviews – gerade infrastrukturelle Verbesserungen erhöhen die Bereitschaft zu Investitionen – und den Resultaten der theoretischen Berechnungen entwickelte der Wissenschaftler vom Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik ein realistisches Szenario für die Zukunft: Durch private Investitionen in der Folge von Olympia wird die Wirtschaft in Peking dauerhaft angeregt. Die Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens durch die Olympiade wird auf diese Weise konserviert.
IOC sollte Schwellenländer unterstützen
Mit den von Birkendorf entwickelten Modellen lässt sich nun für jedes Land, das an der Ausrichtung einer Großveranstaltung interessiert ist, abschätzen, ob von der Veranstaltung ein langfristig wirksamer Wirtschaftsimpuls ausgehen würde und wie stark er wäre.
„Es ist besonders für solche Länder sinnvoll, sich um die Ausrichtung von Großveranstaltungen zu bemühen, in denen die Infrastruktur noch mangelhaft ist, also besonders für Schwellenländer“, meint Birkendorf. „Das IOC sollte die Bewerbung von Schwellenländern unterstützen, um damit einen Beitrag zu deren Entwicklung zu leisten“. Er weist allerdings auch darauf hin, dass kleinere Länder Probleme haben könnten, die Spiele zu stemmen.
(idw – Ruhr-Universität Bochum, 18.08.2008 – DLO)