Von wegen anonym: Unser Nutzername bei einem Onlinespiel und unser Spielverhalten verraten mehr über uns, als wir vielleicht denken. Darauf deutet die Auswertung von 500.000 anonymisierten Spielerdaten eines Online-Rollenspiels hin. Aus ihnen lässt sich rückschließen, wie alt jemand ist, aber auch, ob er im echten Leben eine eher soziale oder antisoziale Persönlichkeit besitzt.
Wenn wir uns im Internet bewegen, setzen wir darauf, dass sensible Daten anonym bleiben. Das allerdings entpuppt sich mehr und mehr als Wunschdenken. So kennt uns das soziale Netzwerk nach nur wenigen „Likes“ besser als selbst unsere Freunde und selbst unsere anonymisierten Kreditkarten-Daten erlauben tiefgreifende Rückschlüsse über uns und unsere Lebensweise.
„League of Legends“ als Beispiel
Wie viel wir beim Spielen eines Onlinespiels über uns verraten, haben nun Athanasios Kokkinakis und seine Kollegen von der University of York untersucht. Sie werteten dafür 500.000 anonymisierte Nutzerdaten des Spiels League of Legends aus, einem Multiplayer-Game, das weltweit von 70 Millionen Menschen gespielt wird. Die Nutzer kämpfen darin in kleinen Gruppen gegeneinander und gegen Computerfiguren und sprechen sich dabei über eine integrierte Chat-Funktion ab. Am Ende eines Spiels können sie zudem ihre Teamkollegen bewerten.
Die analysierten Daten enthielten nur die Nutzernamen und Informationen über das Verhalten der zugeordneten Figur im Spiel und über die gemachten Bewertungen. Kokkinakis und seine Kollegen versuchten daraus, Hinweise auf Alter und Persönlichkeit der Spieler zu entnehmen. „Videospiele liefern eine Menge an nützlichen Informationen über kognitive, psychologische und Entwicklungsprozesse bei der Nutzergemeinschaft“, erklärt Seniorautor Alex Wade.