Bisher galt die Ostantarktis immer als noch relativ unberührt von der großen Eisschmelze. Doch das hat sich geändert, wie jetzt eine Studie in „Nature Geoscience“ zeigt. Seit 2006 verliert auch hier das Eis an Masse – und bringt damit das antarktische Gleichgewicht von Eiszuwachs und –verlust ins Wanken.
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Die Ostantarktis nimmt, trotz ihres Namens, den größten Teil des antarktischen Festlands ein, sie erstreckt sich vom Südpol fast in alle Richtungen bis zum Südpolarkreis. Durch ihre höhere Lage und das insgesamt kältere Klima galt sie bisher als vom Klimawandel noch weitgehend verschonte Region. Messungen registrierten noch bis 2003 sogar Zuwächse in der Eismasse. Sie trugen dazu bei, die Gesamtbilanz der Antarktis einigermaßen auszubalancieren.
Schwerkraft verrät Eisdicke
Jianli Chen und seine Kollegen von der Universität von Texas haben nun jedoch neue Messungen durchgeführt, die Anlass zur Besorgnis geben. Sie nutzten Schwerkraft-Daten des GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment)-Satelliten in der Erdumlaufbahn, um die Eismassen über deren Gravitationswirkung abzuschätzen. Erfasst wurde dabei der Zeitraum von April 2002 bis Januar 2009.
Eisverlust auch in der Ostantarktis
Das Ergebnis betätigte zunächst die starken Eisverluste in der Westantarktis: 132 Gigatonnen Eis pro Jahr sind hier in diesem Zeitraum verloren gegangen. Unerwartet waren dagegen die Werte für die Ostantarktis: Sie zeigen, dass auch in dieser Region die Eismasse seit 2006 abnimmt. Insgesamt handelt es sich um rund 57 Gigatonnen pro Jahr, die vermutlich vor allem in den Küstengebieten verloren gehen. Allerdings liegen die Unsicherheiten für diese Messung sehr hoch, die Spannbreite liegt bei plus/minus 52 Gigatonnen.
(Nature, 23.11.2009 – NPO)