Große Bereiche der Tiefsee sind heute weniger gut erforscht, als die Oberfläche des Mondes oder des Planeten Mars. Doch inzwischen ist bekannt, dass das Relief der Ozeanböden einen großen Einfluss auf den Verlauf von Meeresströmungen nimmt – und somit auch auf das Klima. Entsprechend groß sind die Bemühungen von Forschern aus aller Welt, die „weißen Flecken“ auf den Tiefseekarten zu tilgen. So werden nun unter deutscher Leitung auch erstmals alle Daten über die Meeresböden rund um die Wetterküche Antarktis zusammengetragen.
„In den Ozeanen umkreisen riesige Meeresströmungen den Globus wie ein Förderband und transportieren dabei unvorstellbare Wassermassen“, erklärt Hans-Werner Schenke vom Alfred-Wegener-Institut (AWI). Die Meeresströmungen nehmen dabei einen großen Einfluss auf den Wärmehaushalt und damit auf das Klima ganzer Kontinente. Großräumige Strukturen des Meeresbodens in Form von submarinen Bergen, Tälern und Schwellen beeinflussen und steuern diese Strömungs- und Transportabläufe. „Einen ähnlichen Einfluss haben Gebirgszüge auf dem Festland als Barrieren für Winde“, zieht Schenke einen anschaulichen Vergleich.
Meeresboden neu vermessen
Doch vor allem im Südlichen Ozean rund um die Antarktis gibt es große Bereiche, die selbst heute noch vollkommen unerforscht, ja sogar unbekannt sind. Dies soll sich jedoch nun ändern. Denn Schenke koordiniert zusammen mit seinem Kollegen Norbert Ott die Erstellung einer neuen Internationalen Bathymetrischen Karte des Südlichen Ozeans, kurz IBCSO. „Eine wichtige Aufgabe des Projektes ist es, die weltweit verstreuten Karten, Daten und Informationen zu sammeln, zu sichten und zu bearbeiten“, fasst Ott zusammen. „Mit computergestützten Methoden soll ein genaues Abbild der Meeresbodenbodenoberfläche berechnet werden, das der Realität möglichst nahe kommt.“
Zusätzlich erfolgt eine Datensammlung vor Ort mithilfe moderner Forschungsschiffe wie dem deutschen Forschungseisbrecher ‚FS Polarstern’. Für die flächenhafte hydroakustische Vermessung des Meeresbodens ist auf dem Schiff eine spezielle Fächerecholotanlage eingebaut, die Ultraschallsignale aussendet. Die Zeitdauer, welche die vom Meeresboden reflektierten Signale als Echo zurück zum Schiff benötigen, gibt den Forschern Aufschluss über das dortige Relief Die präzise Navigation und die genaue Positionsbestimmung des Schiffes auf See erfolgt mit Hilfe des GPS.