Verborgene Wechselwirkung: Eine kurzlebige Paarbildung von Proton und Neutron im Atomkern könnte eine lange rätselhafte Diskrepanz klären. Denn Messungen zeigen, dass sich die Quarks solcher Kernbausteine anders verhalten als in ungebundenen Protonen und Neutronen. Dass dieser sogenannte EMC-Effekt durch starke Interaktion nur einiger weniger Kernbausteine zustande kommt, könnten Physiker nun in einem Experiment enthüllt haben.
Sie bilden die Grundbausteine der Materie: Alle Atomkerne sind aus positiv geladenen Protonen und neutralen Neutronen zusammengesetzt. Diese Kernbausteine wiederum bestehen aus jeweils drei Quarks, die von den Gluonen der starken Kernkraft zusammengehalten werden. Soweit, so bekannt. Doch dieser Teilchenzoo zeigt einige überraschende Eigenheiten. So können einige Protonen im Kern zu „Ausreißern“ werden: Sie bilden gemeinsam mit einem Neutron ein kurzlebiges Paar, das mit hohem Impuls durch den Atomkern rast.
Rätselhafte Unterschiede
Noch seltsamer aber ist eine Beobachtung, die Physiker schon 1983 am Forschungszentrum CERN machten: Misst man die Impulsverteilung der Quarks in frei umherfliegenden Protonen und Neutronen, unterscheidet sie sich von der der Nukleonen im Atomkern. Dieser sogenannte EMC-Effekt widersprach der gängigen Theorie: „Man hatte erwartet, dass die Quark-Gluon-Unterstruktur der Kernbausteine unabhängig von ihrer Umgebung sein müsse“, erklären Barack Schmookler vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und seine Kollegen.

Doch das ist nicht so, wie seitdem zahlreiche Versuche bestätigt haben. Stattdessen reagieren freie Protonen und Neutronen offenbar anders als im Kern gebundene. Aber warum? „Dafür gibt es zurzeit zwei Modelle“, erklärt Koautor Douglas Higinbotham von der Thomas Jefferson National Accelerator Facility. „Dem einen Modell nach sind alle im Atomkern gebundenen Nukleonen leicht modifiziert. Das andere besagt, dass die meisten Kernbausteine unverändert bleiben, aber einige dafür stark verändert sind.“