Ein internationales Wissenschaftlerteam hat jetzt erstmals erklärt, wie es zu den positiven Effekten der tiefen Hirnstimulation bei Parkinson-Patienten kommt. Diese Therapie wird seit Beginn der 1990er Jahre eingesetzt und verbessert unter anderem deutlich die krankheitsbedingte Bewegungsarmut.
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Wie die Wissenschaftler im Fachblatt „Journal of Neuroscience“ berichten, schwächen die elektrischen Impulse nachweislich – stellvertretend für den krankheitsbedingt mangelnden Botenstoff Dopamin – die rhythmische Aktivität einer Gruppe von Nervenzellen im so genannten subthalamischen Kern. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Neuronen in tiefer gelegenen Hirnstrukturen.
Bei Parkinson-Patienten synchronisieren Nervenzellen ihre Aktivität, was zum Symptom der Verlangsamung, der so genannten Akinese, führt. Die aktuelle Studie belegt, dass der Hirnschrittmacher genau diesen Prozess einschränkt, so die Forscher um Professorin Andrea Kühn von der Charité – Universitätsmedizin Berlin und vom Institute of Neurology London.
„Gleichschaltung“ aufgehoben
Zur Therapie mit tiefer Hirnstimulation werden Elektroden über ein kleines Loch in der Schädeldecke in den tiefen Hirnbereich eingeführt und dann mit einem externen Gerät durchgehend stimuliert. Für die Studie wurden nun elf Patienten ausgewählt, die sich für einen Hirnschrittmacher entschieden hatten. Nach der Operation wurden sie über die implantierten Elektroden jeweils drei Minuten lang mit hochfrequenten elektrischen Impulsen stimuliert. Unmittelbar im Anschluss daran wurde die rhythmische Aktivität der Nervenzellen an der behandelten Stelle, dem subthalamischen Kern, gemessen.
Das Ergebnis: Die Nerven waren deutlich weniger synchronisiert als ohne die Behandlung. Mit zunehmendem Zeitabstand nahm die „Gleichschaltung“ wieder zu. Dementsprechend hat sich auch die Beweglichkeit wieder verschlechtert. Dies wurde geprüft, indem die Patienten während des Tests die Hände bewegten. Wird die Stimulation – wie es der Hirnschrittmacher vorsieht – kontinuierlich durchgeführt, bleibt auch der positive Effekt bestehen.
Verheerender Dopaminmangel
Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, die meist erst in höherem Lebensalter auftritt. Typische Symptome sind Verlangsamung von Bewegungsabläufen, Zittern und Muskelverspannung. Ursache hierfür ist das Absterben von Zellen in der so genannten schwarzen Substanz im Mittelhirn. Dadurch entsteht ein Mangel des Botenstoffes Dopamin, aus dem sich letztlich die krankheitsbedingten Symptome ergeben. James Parkinson hat die Krankheit erstmals 1817 als „Schüttellähmung“ beschrieben.
(idw – Charité-Universitätsmedizin Berlin, 12.06.2008 – DLO)