Türöffner in eine unbekannte Welt: Den Nobelpreis für Physik 2016 bekommen drei britische Forscher, die ungewöhnliche Materiezustände in der Welt der kleinsten Teilchen aufgedeckt und erforscht haben – David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz. Die von ihnen mit mathematischen Mitteln erforschten exotischen Phasen sind entscheidend für die Supraleitung, für das Phänomen der reibungslosen Flüssigkeiten und das Verhalten ultradünner Magnetschichten.
Unter normalen Bedingungen kommt Materie in drei Aggregatzuständen vor: fest, flüssig oder gasförmig. Doch bei Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt und in ultradünnen Schichten treten weitere, exotische Zustände der Materie auf. So wird ein Feststoff plötzlich zum Supraleiter und lässt Elektronen widerstandsfrei passieren. Helium-4 wiederum wird zum Superfluid – eine reibungslose Flüssigkeit, die senkrechte Wände hochfließen kann und in der Wirbel unendlich lange weiterrotieren.

Kugel oder Doughnut?
Bis in die 1970er Jahre hinein fehlte jedoch eine Erklärung für diese rätselhaften Materiezustände und ihre Entstehung. Dies änderte sich, als David Thouless und Michael Kosterlitz, heute an der University of Washington in Seattle und der Brown University, sich Anfang der 1970er Jahre im britischen Birmingham trafen und beschlossen, diesen Phänomenen auf den Grund zu gehen.
Ihr Ansatz war dabei eher ungewöhnlich, denn sie nutzten eine mathematische Herangehensweise – die Topologie. Diese beschreibt mit Hilfe von Formeln die Eigenschaften von geometrischen Objekten, die auch bei Verzerrung, Dehnung oder Drehung gleichbleiben – beispielsweise die Zahl ihrer Löcher.