Folgenreicher Zerfall: Physiker haben den bisher genauesten Wert für die Lebensdauer eines freien Neutrons ermittelt – einem für das Standardmodell der Physik entscheidenden Wert. Demnach dauert es im Schnitt rund 877 Sekunden, bis das ungeladene Teilchen zu einem Proton, einem Elektron und einem Antineutrino zerfällt. Die Kenntnis dieser Zerfallsdauer liefert wichtige Hinweise auf die Elementverteilung im frühen Kosmos, engt aber auch den Raum für „neue Physik“ weiter ein.
Das Neutron ist wie das Proton einer der Kernbausteine der Materie – beide zusammen bilden den Atomkern. Gleichzeitig spielen Neutronen eine wichtige Rolle beim Zerfall und der Bildung von Elementen und Element-Isotopen. Ihr Verhalten ist relevant für grundlegende astrophysikalische und kosmologische Fragen wie die Zusammensetzung eines Neutronensterns oder die Elementhäufigkeit im frühen Kosmos. Aber auch für die Atomkraft, Fusionsreaktoren oder die Entsorgung von Atommüll sind freie Neutronen entscheidend.

Neutronenzerfall in der „Magnet-Badewanne“
Ein freies Neutron bleibt jedoch außerhalb des Atomkerns nicht unbegrenzt lange erhalten – es zerfällt zu einem Proton und gibt dabei ein Elektron und ein Antineutrino ab. „Die Messung der Neutron-Lebensdauer ist bedeutsam, weil dies beleuchten kann, wie sich unser Universum entwickelt hat. Es kann aber auch aufzeigen, wo unser Modell des subatomaren Kosmos fehlerhaft ist“, erklärt Koautor Daniel Salvat von der Indiana University. Doch bisher gab es zur Lebensdauer freier Neutronen widersprüchliche Ergebnisse.
Um diese Diskrepanzen aufzuklären, haben Salvat, sein Kollege Francisco Gonzalez und ihr Team nun die Lebensdauer von freien Neutronen noch einmal mit einer neuen Methode gemessen. Dafür erzeugten sie zunächst ultrakalte Neutronen mithilfe eines Deuterium-Quelle am Los Alamos National Laboratory. Diese freien Neutronen wurden mit einem einheitlichen Spin versehen und dann in einer Art magnetischer „Badewanne“ gefangen gehalten. In regelmäßigen Abständen ermittelten mehrere Detektoren unabhängig voneinander, wie viele Neutronen noch übrig waren.