Ehrgeiziger Plan: Physiker wollen am Forschungszentrum CERN eine „Gamma-Fabrik“ installieren. In ihr soll ein Strahl hochbeschleunigter Ionen schwerer Elemente frontal mit einem energiereichen Laserstrahl beschossen werden. Dies erzeugt nicht nur spezielle Atomzustände, sondern auch extrem intensive und energiereiche Gammastrahlen – weit jenseits dessen, was heute machbar ist. Dadurch könnten Forscher ganz neue Einblicke in den Aufbau und das Verhalten der Atome gewinnen.
Der Large Hadron Collider (LHC) am CERN ist der weltstärkste Teilchenbeschleuniger und das Instrument, mit dessen Hilfe der Higgs-Boson entdeckt wurde. Auch andere exotische Teilchen wie Tetraquarks und Pentaquarks, sowie erste Indizien für eine Asymmetrie von Materie und Antimaterie haben Physiker mithilfe der Protonenkollision in diesem 27-Kilometer-Ring schon nachgewiesen. Ab 2027 ist eine weitere Ausbaustufe des Beschleunigers, der sogenannte High-Luminosity LHC geplant, der noch höhere Energien und damit möglicherweise neue Entdeckungen ermöglichen soll.
Doch was kommt danach? Zurzeit werden in der internationalen Physikergemeinschaft mehrere mögliche Nachfolger für den LHC diskutiert. Einer davon ist der Future Circular Collider (FCC) , ein 100 Kilometer großer Beschleunigerring am CERN. Aber auch Linearbeschleuniger werden für die Zeit ab 2040 in Betracht gezogen. Parallel dazu geht es im „Physics Beyond Colliders“-Programm darum, wie die vorhandenen Beschleunigerringe des CERN, der LHC und das Super Proton Synchrotron (SPS), weiter genutzt werden sollen.
Teilchenstrahl und Gammalichtquelle zugleich
Ein Vorschlag dafür ist die Gamma-Fabrik. „Jahrzehntelang waren Laser sowie Fallen für Atome und Ionen die nützlichsten Werkzeuge der Atomphysik“, erklären Dmitry Budker von der Universität Mainz und seine Kollegen. „Die Gammafabrik aber ist beides: eine Lichtquelle, die wie ein Laser nahezu monochromatische energiereiche Photonen liefert, und auch eine gigantische Ionenfalle, in der schwere Ionen spektroskopisch untersucht werden können.“