Klima

Reisefieber erwärmt Klima

Deutsche kein Vorbild im klimafreundlichen Reisen

Der klimatische Fußabdruck der deutsche Urlauber ist groß © WWF/Chris Martin Bahr

Dass Reisen auf Kosten des Klimas gehen kann, ist klar. Aber welche Reise ist besonders klimaschädlich? Genau das hat nun eine aktuelle Studie der Umweltorganisation WWF genauer untersucht. Insgesamt stellte sich dabei heraus, dass die Deutschen einen Großteil ihres Klimakontos bereits durch das Reisen leerräumen.

Es ist absehbar, dass die ohnehin hohen Emissionen durch den Tourismus in Zukunft weiter ansteigen. Dabei variieren die Klimafolgen einzelner Reisen enorm. Für die Studie hat das Öko-Institut auf Grundlage des Reiseverhaltens und aktueller Reisetrends die CO2-Emissionen von sieben typischen Urlaubsreisen der Deutschen untersucht. Während der zweiwöchige Ostseeurlaub einer vierköpfigen Familie mit 258 Kilogramm CO2 pro Person zu Buche schlägt, verursacht eine 14tägige Mallorca-Reise 1.221 Kilogramm CO2. Die zweiwöchige Luxus-Pauschalreise eines Paares nach Mexiko pustet pro Kopf sogar 7.218 Kilogramm klimaschädliches Kohlendioxid in die Luft.

Entscheidender Faktor ist die Wahl des Ziels und des Verkehrsmittels, aber auch die Unterkunft, die Verpflegung und die Aktivitäten vor Ort beeinflussen den Fußabdruck. So verursacht beispielsweise der Flug mit fast 6,5 Tonnen CO2 den Löwenanteil der Treibhausgase der Mexiko-Modellreise. Aber selbst die Unterbringung in einem Fünf-Sterne-Hotel bei dieser Reise hat mit fast einer halben Tonne

CO2 pro Person eine schlechtere Klimabilanz als der komplette zehntägige Gesundheitsurlaub im Allgäu.

Deutsche kein leuchtendes Vorbild

Die sieben Modellreisen repräsentieren nach Angaben des WWF knapp ein Drittel aller 62 Millionen Urlaube, die die Deutschen 2007 unternommen haben. Im Durchschnitt produziert jede der Reisen eine Tonne CO2. Nach Ansicht von Klimaforschern muss der Ausstoß an Treibhausgasen in den Industrieländern bis 2050 bis um 80 bis 95 Prozent reduziert werden. Auf jeden Deutschen entfielen

dann weniger als zwei Tonnen pro Jahr. Bliebe es beim derzeitigen Reiseverhalten, würde das Klimakonto der Deutschen schon allein durch Reisen zur Hälfte geräumt.

Das deutsche Reiseverhalten ist zumindest unter Klimaaspekten kein sonderlich gutes Vorbild für andere Länder. Würden alle Menschen auf dem Globus so häufig und so weit wie die Deutschen reisen, stiegen die Treibhausgas-Emissionen des Tourismus auf über fünf Milliarden Tonnen an, rechnet der WWF vor. Derzeit ist der Tourismus nach Angaben der Welt-Tourismus-Organisation der Vereinten Nationen (UNWTO) für etwa fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich.

Information und Aufklärung nötig

Nach Ansicht der Umweltorganisation müssten die Menschen ein größeres Bewusstsein für die Klimaauswirkungen von Reisen entwickeln. Deshalb sei eine klare „Klima-Transparenz“ für jede Urlaubsreise wichtig. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Reiseveranstalter und Fluggesellschaften den CO2-Ausstoß ihrer Angebote vergleich- und erkennbar machen. Die anfallenden Treibhausgase sollten zudem durch hochwertige Klimaschutzprojekte, die dem so genannten Gold Standard entsprechen, kompensiert werden.

„Verbraucher müssen schon im Reiseprospekt über die Umweltfolgen eines Urlaubs informiert werden. Auf alle Fälle sollten die Emissionen von notwendigen Reisen in qualitätsgesicherten Projekten ausgeglichen werden“, so WWF-Expertin Birgit Weerts. Jeder Urlauber sei für seinen Klimafußabdruck verantwortlich. Denn er wähle Reiseziel, Verkehrsmittel, die Unterkunft und die Freizeitaktivitäten.

(WWF, 08.07.2008 – NPO)

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