Hochaufgelöster Tiefenblick: Ein neues Verfahren überwindet die bisherige Auflösungsgrenze der Röntgentomografie. Sie zeigt erstmals die nur wenige Nanometer kleinen Leiterbahnen eines Mikrochips hochaufgelöst und gleichzeitig in ihrer dreidimensionalen Tiefenstruktur – bisher ging nur jeweils eines von beiden. Möglich wird dies durch eine innovative Variante der Ptychografie, bei der ultrakurze Röntgenpulse die Probe in einem Gitterraster abtasten, wie das Team in „Nature“ berichtet.
Die integrierten Schaltkreise moderner Computerchips umfassen mehr als 100 Millionen Transistoren pro Quadratmillimeter. Die Größe der einzelnen, schichtweise in Silizium geätzten Leiterbahnen liegt im Nanometerbereich. Um sie abzubilden, benötigt man ein Elektronenmikroskop. Das Problem jedoch: Diese dringen nicht in das Chipmaterial ein und zeigen daher nur die Oberfläche. Die 3D-Struktur der fertigen Chips, beispielsweise zur Qualitätskontrolle, lässt sich damit nicht zerstörungsfrei abbilden.
„Um daraus dreidimensionale Bilder zu rekonstruieren, muss der Chip schichtweise untersucht und dabei jede Schicht einzeln im Nanometerbereich abgetragen werden – ein sehr aufwendiges und heikles Verfahren, und der Chip wird dabei zerstört“, erklärt Seniorautor Mirko Holler vom Paul Scherrer Institut (PSI) im schweizerischen Villigen. 3D-Aufnahmen wären dagegen mit der Röntgen-Computertomografie möglich, doch ihre Auflösung reicht bisher nicht für die feinen Chipstrukturen: „Es existieren derzeit keine Röntgenlinsen, die diese Strahlung für die Abbildung solch winziger Strukturen bündeln können“, so Holler.

Abtast-Raster statt Fokussierlinse
Abhilfe schafft nun ein Verfahren, mit dem Holler und sein Team schon seit einigen Jahren arbeiten: die Ptychografie. Bei diesem Verfahren wird die Probe Nanometer für Nanometer gegen den Röntgenstrahl verschoben. „Unsere Probe wird so bewegt, dass der Strahl einem genau vorgegebenen Raster folgen kann – ähnlich einem Sieb. An jedem Rasterpunkt wird dann jeweils ein Streubild aufgenommen“, erklärt Holler. Der Abstand zwischen den einzelnen Rasterpunkten ist kleiner als der Durchmesser des Strahls, so dass sich die abgebildeten Bereiche überlappen.