Astronomen haben im Doppelsternsystem Algol eine riesige Magnetschleife entdeckt, die von einem Stern in Richtung des anderen weist. Dieses bisher völlig unbekannte Phänomen könnte die ungewöhnlichen Röntgen- und Radiostrahlenmuster des Sternensystems erklären, wie ein Astronomenteam jetzt in „Nature“ berichtet.
Das Doppelsternsystem Algol liegt 93 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Perseus und ist sogar mit bloßem Auge sichtbar. Es besteht aus einem hell bläulich leuchtenden Stern der rund dreifachen Sonnenmasse und einem kleineren, lichtschwächeren rötlichen Begleiter, der diesen in einer Entfernung von nur 9,3 Millionen Kilometer umkreist. Dabei verdecken sich die beiden Sterne wechselseitig und erzeugen so sich zyklisch wiederholende Helligkeitsschwankungen. Im Radiowellen- und Röntgenbereich jedoch sendet das Doppelsternsystem Strahlungsmuster aus, die bisher nicht vollständig erklärt werden konnten.
Radioteleskope beiderseits des Atlantik
Jetzt hat ein internationales Team von Astronomen Radioteleskope in den USA und Deutschland zusammengeschaltet, um erstmals detailliertere Aufnahmen des Sternensystems im Radiobereich zu erlangen. Dieses „High Sensitivity Array“, bestehend aus dem Very Long Baseline Array,dem Very Large Array und dem Robert C. Byrd Green Bank Teleskop in den USA und dem Effelsberg Radioteleskop in Deutschland, fungiert dabei wie eine einzige große, den Atlantik überspannende Antenne und registriert so selbst schwache Wellen.
Riesenmagnetschleife am kleineren Stern
Und die Aufnahmen enthüllten Überraschendes: Von den Polen des masseärmeren Sterns im Algol-System geht eine große magnetische Schleife aus, die auf den größeren Stern zeigt. Während beide sich umkreisen, weist die Seite, von der die Magnetlinien ausgehen, ständig auf den Partnerstern. Der kleinere Stern zeigt damit eine ähnliche Kopplung von Orbit und Rotation wie unser Mond, der der Erde ebenfalls immer die gleiche Seite zukehrt.