Im Herzen der aktiven Galaxie NGC1275 ragen feine Gasfilamente seit Millionen von Jahren weit in glühendes Gas hinaus. Jetzt haben Astronomen in der Fachzeitschrift „Nature“ erstmals das Rätsel der Stabilität dieser Filamente gelöst: Immense Tentakel eines extragalaktischen Magnetfelds halten sie zusammen.
Die Galaxie NGC 1275 liegt im Zentrum des Perseus-Galaxienclusters und ist damit eine der uns nächsten großen Ellipsen. In ihrem Kern sitzt ein massereiches Schwarzes Loch, das Blasen von Radiostrahlen aussendendem Material in das umgebende Gas des Clusters schleudert. Sein spektakulärstes Merkmal jedoch ist ein feines Netz aus Gasfilamenten, die über die Galaxie hinaus in das Millionen Grad heiße, im Röntgenbereich strahlende Gas reichen.
Lang, dünn und erstaunlich stabil
Mithilfe des Weltraumteleskops Hubble ist es einem Astronomenteam erstmals gelungen, einzelne Gasfäden, aus denen die Filamente zusammengesetzt sind, hoch aufgelöst abzubilden. Daraus ergibt sich, dass ein typischer Gasfaden rund 200 Lichtjahre breit, überraschend gerade und bis zu 20.000 Lichtjahre lang sein kann. Das Gas in ihm entspricht rund einer Millionen Sonnenmassen. Gebildet werden die Filamente, wenn kaltes Gas aus dem Galaxienkern in den Sog gerät, den die aus dem Schwarzen Loch aufsteigenden Materialblasen erzeugen.
Rätselhaft war bisher immer, wie die feinen Strukturen der Filamente der extrem energiereichen Umwelt des Cluster mehr als hundert Millionen Jahre lang überstehen konnten. Unter normalen Umständen hätten sie innerhalb kürzester Zeit zerfasert, aufgeheizt und verdunstet sein müssen. Oder aber sie wären unter ihrer eigenen Schwerkraft kollabiert und hätten Sternen gebildet. Ähnlich unklar ist auch, warum sie nicht von der starken Schwerkraft ins Herz der Galaxie gezogen und zerstört worden sind.