Das Problem dabei: Diese Art von Robotern ist zwar flexibler, im Gegensatz zu ihren Pendants aus Metall halten solche Maschinen aber auch die Hitze bedeutend länger und lassen sich daher schwieriger abkühlen. Trotzdem ist es dem Team um Mishra nun gelungen, einen weichen Roboter zum Schwitzen zu bringen. Sie kreierten einen handähnlichen Greifer, der seine Temperatur auf diese Weise selbständig regulieren kann.
Automatische Reaktion auf Hitze
Der robotische Greifer besteht aus 3D-gedruckten fingerähnlichen Elementen aus zwei unterschiedlichen Hydrogel-Materialien. Die untere Schicht ist aus Poly-N-Isopropylacrylamid gemacht – einem Polymer, das auf Temperaturänderungen mit Verformung reagiert. Darüber liegt eine Polyacrylamid-Schicht, die wie die menschliche Haut eine Vielzahl feiner Poren besitzt.
Wie aber kommt der Greifer ins Schwitzen? Den Forschern zufolge zieht sich die untere Materialschicht bei Temperaturen über 30 Grad zusammen. Als Folge wird Wasser, das durch einen Kanal im inneren des Materials fließt, in die darüberliegende Schicht gedrückt. Diese Schicht reagiert ebenfalls empfindlich auf Hitze und weitet dabei ihre Poren – das Wasser kann so leicht austreten und verdunsten.
Sinkt die Umgebungstemperatur, gehen die Materialien in ihren Ausgangszustand zurück, die Poren schließen sich und der Roboter schwitzt nicht mehr. Wie die Wissenschaftler betonen, funktioniert dies alles autonom. Externe Temperatursensoren sind für die Reaktionen demnach nicht notwendig.
Beeindruckender Kühleffekt
Die Verdunstung des ausgetretenen Wassers kann die Oberfläche der Robo-Finger innerhalb von nur 30 Sekunden um 21 Grad herunterkühlen, wie die Ergebnisse zeigten. Der Roboter kühlt sich damit sogar dreimal effektiver ab als der Mensch. Wird der Greifer Wind aus einem Ventilator ausgesetzt, kühlt er dank seiner Schwitzfähigkeit sechsmal schneller ab als ähnliche Geräte ohne diese Funktion.
Während der Roboter schwitzt, büßt er zwar kurzfristig an Beweglichkeit ein. Trotzdem glauben die Wissenschaftler, dass ihre Technik dabei helfen könnte, leistungsstarke und agile Roboter über längere Zeit einsatzfähig zu halten. Denn überhitzen die Geräte, funktionieren sie nicht mehr. Gleichzeitig könnten die weichen Robo-Hände des Teams auch andere Gegenstände herunterkühlen – indem sie sie greifen und ihre Verdunstungskälte an sie übertragen.
Nach schwitzen kommt trinken
Bis es soweit ist, gibt es jedoch noch ein wichtiges Problem zu lösen: Bisher kann der neu entwickelte Roboter seine Flüssigkeitsreserven nicht selbständig wieder auffüllen. Transpiriert er ausgiebig, geht ihm irgendwann förmlich der Schweiß aus. „Roboter, die mit unserem autonomen Schwitzsystem funktionieren, müssten daher eigentlich auch selbständig trinken können“, schließt Mishras Kollege Robert Shepherd. Das würde die Maschinen dann noch menschenähnlicher machen. (Science Robotics, 2020; doi: 10.1126/scirobotics.aaz3918)
Quelle: AAAS/ Cornell University
30. Januar 2020
- Daniela Albat