Materialforschung

Röntgen enthüllt verborgenes Krippenbild

Gemälde aus dem 16. Jahrhundert war ursprünglich eine Weihnachtsszene

Gemälde und Röntgenbild
Durch Röntgen haben Restauratoren unter einem 400 Jahre alten Gemälde (links) eine übermalte Krippenszene entdeckt. © Northumbria University/ The Bowes Museum

Übermaltes Jesuskind: Wissenschaftler haben beim Röntgen eines alten Gemäldes eine echte Weihnachtsüberraschung erlebt. Denn die Analysen enthüllten die Präsenz einer übermalten Krippenszene unter der gut 400 Jahre alten Malerei. Das Krippenbild zeigt das Jesuskind, umgeben von einem mit Blattgold ausgelegten Strahlenkranz, sowie Maria, Joseph und einen der heiligen drei Könige. Warum dieses Bild einst übermalt wurde, ist unbekannt.

Weil Leinwand früher teuer war, kam es nicht selten vor, dass Künstler Bilder recycelten: Sie übermalten einfach ältere Gemälde. Doch ob ein Kunstwerk solche „Vorgänger“-Bilder in sich trägt, ist mit bloßem Auge, Lupen oder Mikroskopen nicht zu erkennen. Aufschluss gibt meist erst eine Röntgenanalyse der Leinwand, wie diese auch die übermalten Pigmente sichtbar machen kann. Eines solchen Recyclings überführt haben Forscher schon viele berühmte Künstler, darunter Pablo Picasso, Edgar Degas und auch Rembrandt.

Ein Gemälde wird geröntgt

Passend zu Weihnachten haben nun Restauratoren des Bowes Museum und der Northumbria University eine ganz besondere Entdeckung gemacht: das verborgene Gemälde einer Krippenszene. Aufgespürt haben sie das Bild durch Zufall. Denn eigentlich wollten sie nur Schäden an der auf Holz gespannten Leinwand sichtbar machen, die ein Altarbild des geköpften Johannes der Täufer aus dem 16. Jahrhundert aufwies.

„Das Gemälde war in schlechtem Zustand“, erklärt Nicky Grimaldi vom Bowes Museum. „Der erste Schritt ist es dann, eine Röntgenuntersuchung durchzuführen, um zu verstehen, was unter der Farbschicht vor sich geht.“ Doch schnell erkannten die Forscher, dass sich unter den Farbschichten und der Patina des Gemäldes mehr verbarg als verrottende Leinwand oder beschädigtes Holz.

Krippenszene
Das Bild zeigt das Jesuskind mit Strahlenkranz, Maria und Josph sowie im Hintergrund einen der heligen drei Könige. © Northumbria University/ The Bowes Museum

Jesuskind mit goldenem Strahlenkranz

Zu ihrer Überraschung enthüllten die Röntgenaufnahmen die Umrisse von mehreren Figuren und von etwas, das aussah wie von einem Strahlenkranz umgebenen Kind. Dieser Strahlenkranz wies noch Reste von Blattgold auf. „Es war durchaus üblich, religiöse Gemälde mit Blattgold zu verzieren““, erklärt Grimaldi. „In den Röntgenbildern können wir erkennen, dass sich das Gold vor allem in dem Halo um den Kopf des Kindes konzentriert.“

Damit war klar: Das verborgene Bild musste eine Krippenszene darstellen – die Geburt Jesu mitsamt Maria, Joseph und einem der heiligen drei Könige. „Es war eine wunderbare Überraschung, eine solche Krippenszene unter dem Gemälde zu entdecken“, sagt Grimaldi. „Eine solche Entdeckung auch noch direkt vor Weihnachten zu machen, ist wirklich unglaublich.“ Die Röntgenanalysen zeigen, dass sich der Künstler damit einige Mühe gemacht hat: Man kann noch die Linien der Vorzeichnung erkennen.

Wer dieses Krippenbild jedoch einst gemalt hat und warum dieses Gemälde später wieder übermalt wurde, bleibt rätselhaft. Die Wissenschaftler wollen nun als nächstes die Farbreste der Krippenszene einer umfassenden chemischen Analyse unterziehen – möglicherweise gibt dies weitere Hinweise auf Alter und Herkunft dieses Bildes.

Quelle: Northumbria University

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