Akuter und chronischer Schmerz behindern nachweislich das Denken und das Erinnerungsvermögen. Das konnten Hamburger Forscher jetzt mit der funktionellen Kernspintomographie nachweisen. Schmerzreize stören demnach die Verarbeitung anderer, zum Beispiel visueller Reize im Gehirn.
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Dass Schmerz die kognitive Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, liegt nahe und ist aus dem Klinik-Alltag und Verhaltensstudien bekannt. Die neuronalen Mechanismen dieser Störwirkung waren jedoch bisher ungeklärt.
Der Schmerz drängt sich vor
Um sie zu untersuchen, konfrontierten die Forscher um Dr. Ulrike Bingel und Dr. Michael Rose vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) Versuchspersonen mit verschiedenen Bildern, während sie die Gehirnaktivität mit der funktionellen Kernspintomographie beobachteten. Da aktive Hirnbereiche stärker durchblutet sind, lassen sie sich in der Kernspintomographie bildlich darstellen.
Mit Hilfe eines Lasers, verabreichten die Forscher den Probanden dann kurze Hitzeschmerzreize auf den linken Handrücken. Während das Gehirn mit der Verarbeitung dieser Schmerzreize beschäftigt war, war die Verarbeitung der visuellen Reize deutlich gehemmt. Folglich konnten sich die Versuchspersonen später auch schlechter an die Bilder erinnern, die sie während des Schmerzes gesehen hatten.
Quelle der Störwirkung ausfindig gemacht
Den Medizinern gelang es auch, die Quelle der Störwirkung im Gehirn ausfindig zu machen. Ein Teil des Schmerzsystems selbst ist es, das die Verarbeitung visueller Reize in der Sehrinde beeinträchtigt. Dieser Mechanismus unterscheidet sich wesentlich von anderen aufmerksamkeitsbedingten Einflüssen, die die Arbeit der Sehrinde beeinflussen.
Für ihre Studie wurden die Wissenschaftler beim Deutschen Schmerzkongress in Berlin mit einem Preis der Kategorie Grundlagenforschung des Förderpreises für Schmerzforschung 2008 ausgezeichnet.
(idw – Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (DGSS),, 10.10.2008 – DLO)