Sie stecken im Handy, in Katalysatoren und im Hybridfahrzeug: Seltene Erden. Doch diese Elemente sind extrem knapp und China der Hauptexporteur. Jetzt zeigt eine Studie, dass das Recycling der Seltenerdmetalle eine Strategie sein kann, um in Zeiten von steigenden Preisen und Verknappung nachhaltig mit den wertvollen Rohstoffen zu haushalten.
Seltene Erden sind eine Gruppe von chemischen Elementen, die als wichtige Rohstoffe in vielen Technologien eingesetzt werden. Die Spannbreite reicht vom Handy über Hybridfahrzeuge und Windturbinen bis hin zu Energiesparlampen und Katalysatoren. Sie werden derzeit zu über 95 Prozent in China abgebaut. Die rasante Technologieentwicklung in den letzten Jahren sowie die aktuellen chinesischen Exportrestriktionen haben zu einem deutlichen Preisanstieg geführt. Darüber hinaus haben die Prognosen für das Jahr 2014 gezeigt, dass voraussichtlich bis zu sieben Elemente (Dysprosium, Europium, Lanthan, Neodym, Praseodym, Terbium, Yttrium) von Versorgungsengpässen betroffen sein werden. Der direkte Ersatz der Seltenen Erden durch andere Stoffe ist aber oft nicht möglich.
Acht-Punkte Recyclingplan gegen die Verknappung
Als wichtige Strategie zur Schonung der Rohstoffvorkommen schlagen Wissenschaftler des Öko-Instituts deshlab jetzt ein umfassendes Recycling von Seltenen Erden vor. Dies reduziere hohe Abhängigkeiten von knappen Rohstoffen. In einer Studie im Auftrag der Fraktion „Die Grünen/Europäische Freie Allianz“ im europäischen Parlament, unter Federführung von Reinhard Bütikofer, stellt das Öko-Institut dafür einen Acht-Punkte-Plan auf. Er zeigt, wie ein nachhaltiges Ressourcenmanagement für Neodym, Terbium, Lanthan & Co. aussehen kann.
„Seltene Erden brauchen wir heute, um mit energiesparender Beleuchtung, Katalysatoren und Elektrofahrzeugen in eine grüne Zukunft zu starten“, erklärt Dr. Doris Schüler ihre Bedeutung. „Dabei müssen wir jedoch jetzt darauf achten, dass sie aus einer nachhaltigen Produktionskette stammen. Hierbei spielen neben einem umweltfreundlichen Bergbau die effiziente Gewinnung und Nutzung der seltenen Erden eine große Rolle. Hier sieht das Öko-Institut noch viel Spielraum für eine Optimierung.“
Europa ist einer der Haupt-Konsumenten
Dabei kommt dem Aufbau einer europäischen Recyclingwirtschaft eine besondere Bedeutung zu. Europa gehört heute zu den weltweit größten Seltenen-Erden-Konsumenten. Mittelfristig werden deshalb bedeutende Mengen an Seltenen Erden in den zukünftigen Abfallströmen anfallen. Das Öko-Institut stellt in der Studiedaher eine entsprechende Strategie vor, die wichtige Schritte enthält wie beispielsweise der Aufbau eines „Europäischen Seltene-Erden-Kompetenz-Netzwerks“, das Erstellen einer detaillierten Stoffstromanalyse, das Durchführen von Forschungsvorhaben, das Konzipieren von Sammlung- und Behandlungsanlagen und die Anpassung der juristischen Rahmenbedingungen.
Da es einige Jahre dauern wird, bis alle technischen, wirtschaftlichen und juristischen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Recyclingsystem geschaffen sind, sollte jetzt mit dem Aufbau begonnen werden. Für eine außenpolitische Strategie macht das Öko-Institut ebenfalls Vorschläge. Hierzu zählen eine robuste EU-Kooperation mit China zum Umweltschutz im Bergbau und ein allgemeines EU-Engagement zur nachhaltigen Gewinnung von Seltenen Erden.
Recycling auch besser für die Umwelt
Die Studie stellt erstmals systematisch alle verfügbaren Informationen zum Abbau von Seltenen Erden inkl. der verbundenen, meist negativen Umweltaspekte, Import- und Exportdaten, Einsatzgebiete sowie Preisentwicklungen zusammen. „Bislang gaben niedrige Rohstoffpreise keinerlei Anreiz für einen sorgsamen Umgang mit den wertvollen Rohstoffen“ konstatiert Schüler. „Heute jedoch sehen wir enorme Preisanstiege und die Begrenzung der Ausfuhren aus China. Diese Entwicklung hat zu einer fieberhaften Suche nach neuen Minen geführt.“
Der Bergbau von Seltenen Erden führt zu gravierenden Umweltauswirkungen, wenn nicht ausreichende Vorkehrungen für einen hohen Umweltstandard getroffen werden. So enthalten fast alle Lagerstätten radioaktive Stoffe, die bei der weiteren Aufbereitung als Reststoffe anfallen. Der Bergbau der Seltenen Erden hat in China bereits zu hohen Umweltschäden und zu Erkrankungen von Arbeitern und Anwohnern geführt. Die chinesische Regierung hat auf diese Missstände reagiert und entsprechende Umweltauflagen erhoben.
Die in englischer Sprache verfasste Studie „Study on Rare Earths and Their Recycling“ kann hier heruntergeladen werden.
(Öko-Institut e. V. – Institut für angewandte Ökologie, 01.02.2011 – NPO)