Die Rolling Stones auf Stein: Statt von einer Vinylplatte ertönt der bekannte Song „I can get no Satisfaction“ beim Abtasten einer Platte aus Beton. Forscher der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin haben die Tonspur des Musikstücks in eine Platte aus Ultrahochleistungsbeton gepresst, um zu demonstrieren, dass die Oberfläche dieses Baustoffs selbst für feinste Mikrostrukturen geeignet ist – skurril, aber einfallsreich.
Schon die Römer kannten und nutzten Beton, um beispielsweise Hafenanlagen zu befestigen oder die Steine im Trajansforum in Rom miteinander zu verbinden. Der heute fast unentbehrliche Baustoff ist im Prinzip einfach ein Gemisch aus Zement, Sand und Wasser. Zement wiederum entsteht, indem Kalk und Tone zermahlen und unter hohen Temperaturen von rund 1.450 Grad Celsius gebrannt werden.
Extrem feinkörnig und fest
Doch durch besonders feine Körnung und weitere Zusatzstoffe lassen sich seine Eigenschaften optimieren. Eine ganz neue Entwicklung ist der Ultrahochleistungsbeton (UHPC). Er ist besonders dicht und feinkörnig, fast so tragfest wie Stahl und dabei 30 bis 50 Prozent leichter. Das macht ihn als Baustoff für Brücken, Hochhäuser und große Dachkonstruktionen attraktiv.
Aber der „Super-Beton“ kann noch mehr, wie nun Forscher der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin vorgeführt haben. Denn die Oberfläche des Ultrahochleistungsbetons lässt sich so behandeln, dass selbst feinste Strukturen in sie eingeprägt werden können – wie beispielsweise die Tonrillen einer Schallplatte. Durch Zugabe von Fließmitteln, Feinstfüllern und reaktiven Zusatzstoffen bekommt die Oberfläche auf mikrostruktureller Ebene neue Eigenschaften.
Rolling Stones aus der Steinplatte
Um dies zu demonstrieren, pressten die Forscher die Daten des Songs „Satisfaction“ von den Rolling Stones in eine Schallplatte aus diesem Beton. „Unsere Ultrahochleistungsbeton-Schallplatte ist auf jedem herkömmlichen Plattenspieler abspielbar – und das in hervorragender Qualität“, sagt Götz Hüsken von der BAM. Und wie bei der herkömmlichen Vinylplatte halten die Rillen auch ein mehrfaches Abspielen problemlos aus.
„Die UHPC-Schallplatte zeigt, dass Beton mehr kann, als es ihm seine derzeitige baupraktische Anwendung abverlangt“, betont Ricardo Kocadag von der BAM. Das demonstriere, wie gut durch eine Funktionalisierung von Oberflächen die Eigenschaften von Werkstoffen an ihre jeweilige Anforderung und Anwendung angepasst werden können.
(Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), 17.12.2015 – NPO)