In wenigen Monaten starten Forscher im europäischen Kernforschungszentrum Cern bei Genf die größte je gebaute Maschine: den Teilchenbeschleuniger LHC. Mit ihm wollen sie den Ursprung der Welt erkunden. Gegenüber der ZEIT äußerten die beteiligten Physiker ihre hohen Erwartungen an das Riesengerät.
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Der LHC schleudert kleinste Kernteilchen, Protonen, mit immenser Wucht gegeneinander: Ein Milliardstel Gramm Materie bekomme „die Bewegungsenergie einer großen Elefantenherde in vollem Galopp“, sagt der Cern-Physiker Frank Hartmann. Brian Foster von der Oxford University vergleicht den LHC mit einer Maschine, „die zwei Konzertflügel gegeneinanderkrachen lässt. Da fliegt einem der ganze komplizierte Kram um die Ohren.“
Aus den Teilchencrashs wollen die Forscher die Struktur des Universums lesen – und wie es begann. Zwar haben sie dazu reichlich Ideen, können diese bisher aber kaum im Experiment prüfen. „Die Experimentatoren müssen nachlegen“, fordert der Theoretiker Hermann Nicolai vom Albert-Einstein-Institut in Potsdam. Dank dem Riesenbeschleuniger können sie jetzt nachlegen.
Wohin der kolossale Beschleuniger die Physik führen wird, ist noch nicht abzusehen. „Am spannendsten wäre, wenn der LHC etwas völlig Unerwartetes fände“, sagt Hermann Nicolai. „Mein Traum ist, dass wir eine ganz einfache Weltformel finden, eine, die man nur hinschreiben muss, und jeder versteht sie.“
(DIE ZEIT, 29.03.2007 – AHE)