Die globalen Treibhausgas-Emissionen haben im Jahr 2010 einen neuen Rekordwert erreicht: Erstmals in der Geschichte gelangten innerhalb nur eines Jahres mehr als neun Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2) durch die Verbrennung fossiler Energieträger und die Zementindustrie in die Atmosphäre. Durch Abholzungen und andere Landnutzungsänderungen kamen noch einmal eine Milliarde CO2 hinzu. Der Treibhausgas-Ausstoß stieg damit im Jahr 2010 um 5,9 Prozent an. Ein so starkes jährliches Wachstum habe es noch nie zuvor gegeben, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin „Nature Climate Change“.
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„Selbst die globale Finanz- und Wirtschaftskrise hat keinen nachhaltigen Einfluss auf das ungebremst starke Wachstum des CO2-Ausstoßes gehabt“, konstatieren Glen Peters vom Center for International Climate and Environmental Research (CICERO) in Oslo. Im Gegensatz zu früheren Wirtschaftskrisen habe die Krise der Jahre 2008 bis 2009 die Wirtschaftsproduktion und die Treibhausgas-Emissionen der einzelnen Länder nur kurzfristig abgesenkt.
„Normalerweise bieten Krisen wie die globale Finanzkrise eine Chance, die Weltwirtschaft von einem Kurs mit hohen Emissionen wegzubewegen“, meinen die Forscher. Doch diese Chance sei nicht genutzt worden. Die Ökonomien – vor allem auch der Schwellenländer – verließen sich weiterhin ungebrochen auf fossile Brennstoffe.
Indien und China erneut Spitzenreiter
Den stärksten Anteil am hohen Kohlendioxid-Ausstoß des Jahres 2010 hatten einige Schwellen- und Entwicklungsländer, wie die Forscher berichten. So seien die Emissionen Chinas 2010 um 10,4 Prozent, die von Indien um 9,4 Prozent angestiegen. Insgesamt habe sich der CO2-Ausstoß der Schwellen und Entwicklungsländer um 7,6 Prozent erhöht.
„Aber auch einige Industrieländer waren substanziell an diesem Anstieg beteiligt“, sagen Peters und seine Kollegen. So pumpten die USA innerhalb des Jahres 2010 4,6 Prozent mehr CO2 in die Atmosphäre, Russland steigerte seine Emissionen sogar um 5,8 Prozent. Auch die EU erhöhte 2010 ihren Treibhausgas-Ausstoß um 2,2 Prozent.
Dennoch gaben die Industrieländer im Jahr 2010 insgesamt weniger CO2 ab als noch in den Jahren 2000 bis 2007. Der Grund: Ihre Emissionen waren 2008 und 2009 infolge der Finanzkrise deutlich abgesunken, so dass sie trotz erneuter Zunahme im vergangenen Jahr noch immer knapp unter dem Durchschnitt der Vor-Krisenjahre lagen.
CO2 blieb zur Hälfte in der Atmosphäre
Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher auch untersucht, was mit den 2010 ausgestoßenen Treibhausgasen geschah. „Die Hälfte der Emissionen – fünf Milliarden Tonnen – blieben in der Atmosphäre und führten zu einer der größten Zunahmen der letzten Dekade“, schreiben Peters und seine Kollegen.
Am Ende des Jahres 2010 sei der Gehalt von CO2 in der Lufthülle der Erde dadurch auf 389,63 Teile pro einer Millionen Luftteilchen (parts per million, ppm) gestiegen – einen neuen Rekordwert. Weitere 2,4 Milliarden Tonnen des freigesetzten CO2 sei von den Weltmeeren geschluckt worden, die Landvegetation nahm die restlichen 2,6 Milliarden Tonnen auf. (Nature Climate Change, 2011; doi: 10.1038/nclimate1332)
Informationen zum Weltklimagipfel in Durban finden Sie in unserem Special.
(Nature Climate Change, 05.12.2011 – NPO)