Wie berechenbar ist ein Tsunami? Das will jetzt ein Wiener Mathematiker herausfinden. Mit Modellen und Daten aus Strömungskanälen versucht er, eine alte Fischerweisheit zu belegen, nach der die Größe der Wellen von bestimmten Strömungen abhäng. Seine Ergebnisse sollen Tsunami- Frühwarnsysteme besser machen.
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Seeleute schließen anhand der Form einer Welle auf die Stärke der Strömung unterhalb der Wasseroberfläche. Was unter erfahrenen Schiffskapitänen als gesichert gilt, will Adrian Constantin, Professor für Mathematik an der Universität Wien, nun mit Hilfe der Wissenschaft beweisen: Im Rahmen des Projekts „Der Fluss unter einer Wasserwelle“ untersucht er den Einfluss von Strömungen auf den Wellengang sowie die mathematische Berechenbarkeit von Wasserwellen. Die Forschungsergebnisse könnten in Tsunami-Frühwarnsysteme einfließen. „Fischersleute behaupten, dass Strömungen die Größe der Wellen verdoppeln können“, so der Forscher. „Die größte Herausforderung wird es sein, diese Aussage zu beweisen.“
Anlass für das kürzlich gestartete Forschungsprojekt war der verheerende Tsunami 2004 mit über 230.000 Toten. Vieles in Zusammenhang mit den Riesenwellen ist bis heute unklar. So auch, warum in Thailand das Wasser zurückgegangen war bevor die Welle kam, während in Indien die Welle ohne Vorwarnung die Küste überrollte. „Auf Satellitenbildern sehen wir die Welle kurz nach ihrer Entstehung durch das Erdbeben: Der Welle Richtung Thailand ging ein langes Wassertal voraus, während sich die Welle Richtung Indien umgekehrt verhielt“, schildert Constantin.