Umweltzonen tragen nicht immer dazu bei, die Gesamtmasse des Feinstaubs in Großstädten zu reduzieren. Sie helfen aber dabei, die Menge der kleinsten, für die Gesundheit besonders schädlichen Partikel aus dem Dieselruß zu verringern. Das zeigt eine jetzt in Leizig durchgeführte Studie. In ihr
verglichen Forscher ein Jahr lang alle knapp 24.000 Notfalleinsätze mit Daten zur Feinstaubbelastung in der Stadt. im Fachmagazin Science of the Total Environment.
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So genannte Umweltzonen wurden eingeführt, um zur EU-weit vorgegebenen Einhaltung der Feinstaubgrenzwerte beizutragen. Dazu wird der Betrieb von Fahrzeugen vor allem mit älteren Dieselmotoren eingeschränkt, um die Freisetzung von Feinstaub, vor allem in Form von Dieselruß aus dem Auspuff zu verringern. Dieselruß besteht aus sehr vielen Partikeln, wiegt aber wenig, weil die Partikel sehr klein sind.
Feinstaubwerte mit Rettungseinsätzen abgeglichen
Eine soeben veröffentlichte Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), die unter andderem Messdaten des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (IfT) verwendet, zeigt nun, dass nicht nur eine hohe Gesamtmasse, sondern auch eine hohe Anzahl kleiner Partikel, die in Städten zu großen Teilen aus Dieselruß bestehen, die Gesundheit der Bewohner schädigen kann. Dazu wurden sämtliche medizinischen Notfalleinsätze von Februar 2002 bis Januar 2003 in Leipzig ausgewertet und unter Berücksichtigung anderer Einflussgrößen wie z.B. der Temperatur mit den Massen von Feinstaub verschiedener Größen in Beziehung gesetzt.
„Nach unserem Wissen ist es das erste Mal, dass auf diese Art und Weise Tageswerte von Herz-Kreislauf-Notfalleinsätzen und Feinstaubbelastungen für alle Bewohner einer ganze Stadt in Zusammenhang gesetzt wurden“, berichtet Ulrich Franck vom UFZ. Über zwei Drittel der Notfalleinsätze hatten ihre Ursache in Herz-Kreislauf- und in Atemwegserkrankungen. Die genauere Auswertung ergab, dass dabei auch die Anzahl der ultrafeinen Partikeln kleiner als 100 Nanometer einen großen Einfluss hat.
Mehr Notfalleinsätze
Bereits ein Anstieg der Anzahl dieser sehr kleinen Partikel um 1.000 pro Kubikzentimeter führte zu etwa fünf Prozent mehr Notfalleinsätzen wegen einer plötzlich auftretenden Fehlregulation des Blutdrucks. Die mittlere Konzentration dieser Partikel lag im Beobachtungszeitraum in Leipzig viel höher – bei über 12.000 pro Kubikzentimeter – und kann an stark befahrenen Straßen auch in der Größenordnung von 100.000 liegen. Auch wenn die toxikologischen Zusammenhänge zwischen der Belastung der Luft und den Erkrankungen nicht vollständig geklärt sind, so bestätige diese Studie die Einflüsse der Luftbelastung mit kleinen Partikeln auf den Gesundheitszustand zumindest von empfindlichen Personen, sagen die Forscher.
Umweltzonen zur Reduktion von Dieselruß sinnvoll
Diese in Leipzig durchgeführte Studie zeigt, dass nicht nur die Masse des Feinstaubes in der Luft eine gesundheitliche Bedeutung hat, sondern auch die Anzahl der Feinstaubpartikel. Diese werden von den meisten modernen Dieselfahrzeugen wesentlich weniger freigesetzt. „Eine Verringerung der Fahrleistung von Dieselfahrzeugen mit veralteter Technik kann deshalb tatsächlich die gesundheitliche Gefährdung der Stadtbewohner verringern“, erläutert Franck. „Und das auch dann, wenn ein möglicher Effekt auf die Einhaltung der gesetzlichen massenbezogenen Grenzwerte wegen des Witterungseinflusses erst über mehrere Jahre hinweg nachgewiesen werden kann.“
Um eine Aussage zur möglichen Verringerung von gesundheitlich bedenklichen Belastungen zu treffen, muss zusätzlich bestimmt werden, welchen Einfluss eine Umweltzone auf die Belastung mit Dieselrußpartikeln hat. „Die Dieselruß-Konzentration hat sich in diesem Sommer im Stadtzentrum gegenüber dem Vorjahr verringert“, ergänzt Alfred Wiedensohler vom Leibniz-Institut für
Troposphärenforschung. „Dies kann ein erster Indikator für die Wirksamkeit der Umweltzone in Bezug auf die Verringerung der Dieselrußemissionen sein“.
Fazit: Die Bestimmung der Massenkonzentration allein genügt aus Sicht der Forscher nicht, um die Schädlichkeit der Luftpartikel zu bewerten. Die Diskussion um die Wirksamkeit der Umweltzone, wie sie zurzeit beispielsweise gerade in Leipzig geführt wird, geht daher teilweise am Ziel vorbei, wenn nur
beobachtet wird, wie sich die Gesamtmasse an Feinstaub in der Luft entwickelt hat, aber die Konzentration des Dieselrußes im Feinstaub nicht berücksichtigt wird.
(Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, 30.09.2011 – DLO)