Informatikern ist es gelungen, eine neue Qualität bei der virtuellen Untersuchung von Patienten zu erreichen. Bei der so genannten virtuellen Endoskopie, dem computergestützten Durchfliegen des Körperinneren, konnten sie dreidimensionale virtuelle Bilder des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs in bisher unerreichter Bildgenauigkeit und Geschwindigkeit liefern.
Auf der Basis von individuellen Patientendaten, die vorher aus computertomografischen Untersuchungen gewonnen wurden, haben die Wissenschaftler ungewöhnlich scharfe, dreidimensionale Computerbilder des fein strukturierten und weit verzweigten Bereichs von Nase und Mittelohr entwickelt, die ohne weitere Vorbereitung am Bildschirm virtuell durchflogen werden können. Krankhafte Veränderungen können so genau lokalisiert und per elektronischer Datenbahn vor einer Operation dem Chirurgen zur Verfügung gestellt werden. In einer klinischen Studie werden zurzeit die Einsatzmöglichkeiten des Systems evaluiert.
Computerspiele als Vorbild
Das System der Computervisualisten Arno Krüger und Christoph Kubisch von der Universität Magdeburg basiert auf modernster Technologie aus dem Bereich der Computerspiele. Einerseits ist es dadurch gelungen, ein erstaunliches Maß an Realitätstreue der Darstellungen zu erreichen. Andererseits werden Patienteninformationen derart schnell zu Bildern aus dem Körperinneren verarbeitet, dass selbst bei großen Datensätzen keine zeitlichen Verzögerungen auftreten. Bisher müssen zur virtuellen Darstellung des Körperinneren entweder Videos vorberechnet werden – was lange dauert – oder es werden Modelle aus so genannten Dreiecksnetzen verwendet.
Visuelle Darstellung mit hoher Qualität
Die Methode funktioniert bei der Nase jedoch nur eingeschränkt, da die Strukturen sehr fein verzweigt sind und somit sehr komplexe Modelle nötig werden. In Zusammenarbeit mit Ärzten der Klinik und Poliklinik für Hals, Nasen-, Ohrenheilkunde (HNO) des Universitätsklinikums Leipzig wurde das System auf die Besonderheiten von endoskopischen Operationen an den Nasennebenhöhlen und im Mittelohr zugeschnitten.
Dr. Gero Strauß von der Leipziger Universitätsklinik lobt die hohe Qualität der visuellen Darstellung und sieht darin auch eine Möglichkeit, Patienten besser und anschaulicher über Operationen und Behandlungsziele aufzuklären.
(idw – Universität Magdeburg, 19.02.2008 – DLO)