Dass das Herpes-Virus Typ 8 eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Lymphdrüsenkrebs oder Kaposi-Sarkomen spielen kann, war bereits bekannt. Doch nun haben deutsche Forscher erstmals ein Gen des Virus identifiziert, das diese Krebszellen wachsen lässt. Zusätzlich kartierten sie 80 Gene, die das Virus in infizierte Körperzellen einschleust.
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Bei dem Krebsgen handelt es sich um den Interferon-regulatorischen Faktor 3, berichtet ein Team um Professor Dr. Michael Stürzl und Dr. Frank Neipel der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und der Uniklinik Erlangen in den Fachzeitschriften „Blood“ beziehungsweise „Journal of Virology“. Wird das neu entdeckte Krebsgen ausgeschaltet, können die Lymphdrüsenkrebszellen nicht mehr wachsen, sondern sterben ab, so die Forscher.
„Auch wenn wir die Mechanismen dahinter noch nicht komplett verstehen, ist diese Entdeckung wichtig“, sagt Neipel. „Schließlich ist jedes Gen ein potenzieller Angriffspunkt für eine Therapie.“ Das Kaposi-Sarkom ist weltweit einer der häufigsten Tumoren. In Europa tritt er vor allem im Zusammenhang mit der Immunschwächekrankheit Aids auf. Neipel: „In einem nächsten Schritt wollen wir nun genauer wissen, wie das Krebsgen und die Entstehung von Tumoren genau zusammenhängen.“
Virus trickst Immunsystem aus
Scheinbar gibt es dabei eine Querverbindung zwischen Immunabwehr und der Entstehung von Krebs: Normalerweise wehrt sich eine Zelle, wenn ein Virus in sie eindringt. Das humane Herpes-Virus Typ 8 jedoch versucht, das Immunsystem „auszutricksen“. Es produziert Proteine, die denen der Körperzelle sehr ähnlich sind, aber eine gegenteilige Wirkung haben. Die antivirale Abwehr wird lahm gelegt, so dass schließlich der Tumor wachsen kann.
Die Arbeitsstelle „Neue persistierende Viren“ der Akademie der Wissenschaften und der Literatur ist an der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg angesiedelt. Das Forschungsprogramm untersucht die krankmachende Rolle neuer chronisch persistierender Viren bei Immunschwäche und Tumorkrankheiten des blutbildenden Systems und erforscht neue Therapieverfahren.
(idw – Akademie der Wissenschaften und der Literatur, 13.03.2008 – DLO)