In der Antarktis geht es heiß her: Vulkane speien Lava und Asche nicht nur oberhalb der Eisdecke, sondern auch darunter, wie sich jetzt zeigt. Denn mithilfe von Radarmessungen haben Wissenschaftler erstmals Belege für eine subglaziale Eruption in der Westantarktis entdeckt. Wie sie in der Fachzeitschrift „Nature Geoscience“ berichten, ereignete sich der Ausbruch des noch immer aktiven Vulkans vor 2.000 Jahren.
Die Erde unter dem Eis der Antarktis ist keineswegs kalt und still – ganz im Gegenteil. Denn tief unter der Kruste des Kontinents pumpen Magmaströme, so genannte Mantelplumes, immer wieder heißes geschmolzenes Gestein in die Höhe. An der Oberfläche tritt es als Lava aus und bildet Vulkane. Inzwischen sind eine ganze Reihe von erloschenen, aber auch noch aktiven Feuerbergen in der Antarktis identifiziert, einer der bekanntesten ist der 1841 von Sir James Ross entdeckte Mount Erebus, der südlichste aktive Vulkan der Erde.
Subglaziale Aschenschicht als Beleg für Eruption
Doch obgleich viele Vulkane über das Eis hinausragen und kartiert sind, wurde bisher noch nie ein Beleg dafür gefunden, dass es auch Eruptionen unter der Eisdecke gegeben hat – bis jetzt. Mithilfe von Radarmessungen von einem Flugzeug aus haben Forscher des British Antarctic Survey im Rahmen einer internationalen Forschungskampagne die Eisstrukturen in der Hudson Mountains Region in der Westantarktis genauer untersucht und wurden tatsächlich fündig. Sie entdeckten die tief im Eis eingebettete Aschenschicht eines subglazialen Vulkans.
„Die Entdeckung eines subglazialen Vulkanausbruchs unter dem antarktischen Eisschild ist als solches schon einzigartig“, erklärt Hugh Corr, Hauptautor der Studie. „Aber unsere Technologie ermöglicht es uns auch, die Eruption zu datieren, zu bestimmen, wie stark sie war und das Gebiet zu kartieren, in dem die Asche fiel.“ Nach Ansicht der Forscher war dies die stärkste Eruption der letzen 10.000 Jahre in der Antarktis. Sie sprengte vermutlich ein gewaltiges Loch in das Eisschild und schleuderte eine Aschen- und Gaswolke bis zu zwölf Kilometer in die Atmosphäre.
Vulkanwärme beeinflusst Gletscher
Der Ausbruch ereignete sich zwar bereits vor rund 2.000 Jahren, der Vulkan ist jedoch noch immer aktiv. Möglicherweise, so vermuten die Forscher, beeinflusst die Wärme des Vulkans unter dem Eis auch einen nahegelegenen Gletscher.
„Die Eruption war nahe dem Pine Island Gletscher im westantarktischen Eisschild“, erklärt Professor David Vaughan, ebenfalls vom British Antarctic Survey. „Der Abfluss dieses Gletschers zur Küste hat sich in den letzen Jahrzehnten beschleunigt und es könnte sein, dass die Hitze vom Vulkan einen Teil dieser Beschleunigung verursacht hat.“ Die zunehmende und großflächige Ausdünnung des westantarktischen Eises kann dies jedoch nicht erklären. Hier sehen auch die Wissenschaftler primär die Erwärmung des umgebenden Südozeans durch den Klimawandel als Ursache.
(British Antarctic Survey, 21.01.2008 – NPO)