Was im Lesekopf eines Computerlaufwerks vorgeht, war bisher nur in Teilen verstanden. Jetzt hat ein internationales Forscherteam erstmals die genauen magnetischen Vorgänge mithilfe von Myonen, magnetischen Elementarteilchen, verfolgt. Wie sie in der Fachzeitschrift „Nature Materials“ berichten, spielt die Ordnung der Elektronenspins im Speichermedium eine entscheidende Rolle für die Effektivität der Leseköpfe.
Dass Computer so viele Daten speichern können und MP3-Player in den letzten zehn Jahren so klein werden konnten, liegt zu einem grossen Teil an einem Effekt, den Physiker Riesenmagnetowiderstand nennen. Dank dieses Effekts, für dessen Entdeckung es 2007 den Nobelpreis für Physik gab, kann man elektronische Bauteile herstellen, deren elektrischer Widerstand sehr empfindlich auf äussere Magnetfelder reagiert. Nutzt man diesen Effekt in magnetischen Leseköpfen, kann man die magnetisch kodierten Daten sehr dicht packen und so die Festplatten sehr klein machen. Ohne diesen Effekt wäre es nicht möglich, in einem Gerät von der Grösse einer halben Zigarettenschachtel soviel Daten zu speichern wie auf über 100 CDs.
Spintronik – Elektronik mit Spin
„Anders als in den meisten elektronischen Bauteilen, wird in den Leseköpfen nicht nur die elektrische Ladung der Elektronen, die den Strom transportieren, genutzt, sondern auch deren Spin – die Eigenrotation, die die Elektronen zu winzigen Magneten werden lässt. So gehören die Leseköpfe zu dem wachsenden Gebiet der Spintronik.“ erklärt der Initiator des Forschungsprojekts Alan Drew von der Universität Freiburg und der Queen Mary University of London. Das Fachwort für dieses Bauteil ist Spin Valve, was man mit „Spin-Ventil“ übersetzten könnte.
So ein Ventil besteht aus mindestens drei Schichten: zwei magnetischen äußeren Schichten und einer unmagnetischen Zwischenschicht. Eine der magnetischen Schichten ist in eine feste Richtung magnetisiert, die Magnetisierung der anderen passt sich dem äußeren Magnetfeld an. Fließt ein Strom zwischen beiden Magnetschichten, so erfährt er weniger Widerstand, wenn beide Schichten gleich magnetisiert sind, weil die erste Schicht den Elektronenspins eine Ausrichtung aufzwingt, die sie in der zweiten Schicht behalten können.