Geometrische Flammen: Wasserstoff entfaltet beim Brennen eine verblüffende Fähigkeit, wie ein Experiment enthüllt. Lässt man dem Gasfeuer kaum noch Raum, bilden die Flammen ein fraktales Muster – verzweigte, selbstähnliche Strukturen. Das ermöglicht es dem Wasserstoff, selbst in millimeterdünnen Ritzen und bei niedrigen Wasserstoffkonzentrationen weiter zu brennen. Dieses physikalisch spannende Phänomene macht das Gas allerdings noch feuergefährlicher.
Wasserstoff ist nicht nur das leichteste chemische Element, das Gas gilt auch als klimafreundlicher Energielieferant der Zukunft. Denn H2 lässt sich zur Stromgewinnung, zum Heizen und als Kraftstoff für Antriebe nutzen – und bei der Verbrennung entsteht nur Wasser. Doch es gibt ein Risiko: Wasserstoff ist leicht entzündlich und kann bei der unkontrollierten Reaktion mit Sauerstoff eine Explosion auslösen. Umso wichtiger ist es, sein Brennverhalten genau zu kennen.
Highspeed-Blick auf brennenden Wasserstoff
Doch genau hier sorgt Wasserstoff nun für eine Überraschung. „Bisher dachte man, dass sehr dünne Wasserstoff-Flammen in beengten Bedingungen von selbst erlöschen“, erklären Fernando Veiga-Lopez von der Universität Carlos III in Madrid und seine Kollegen. Denn typischerweise geht Gasfeuern in extrem schmalen Ritzen oder in hoher Verdünnung schlicht der Nachschub an Brennmaterial aus.
Anders dagegen beim Wasserstoff, wie das Experiment der Forscher demonstriert. Dafür leiteten sie Wasserstoffgas verschiedener Verdünnungen zwischen zwei transparenten Platten hindurch, die nur wenige Millimeter auseinander lagen. Dann zündeten sie das Gas am Plattenrand an und beobachteten mithilfe einer hochauflösenden Highspeed-Kamera, ob und wie sich das Wasserstoff-Feuer ausbreitete. Zwar brennt das Gas mit unsichtbarer Flamme, die Kamera konnte aber die Kondensationsspur des beim Brennen entstehenden Wassers verfolgen.