Anfang des Jahres war der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) wegen seines Umgangs mit Daten, die zu Prognosen über den Klimawandel genutzt worden waren, in die öffentliche Kritik geraten. Jetzt hat eine Experten-Kommission ein Gutachten zur Arbeitsweise des Weltklimarats vorgelegt. Ergebnis: Es sind grundlegende Veränderungen der Leitungs- und Kommunikationsstrukturen des IPCC nötig, damit es in Zukunft nicht mehr zu Ungenauigkeiten in Abschlussberichten kommen kann.
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Der InterAcademy Council (IAC) ist ein Zusammenschluss von internationalen Wissenschaftsakademien, zu dem auch die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften gehört. Im Frühjahr 2010 war der IAC von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon gebeten worden, ein unabhängiges Gutachten zum Weltklimarat zu erarbeiten.
12-köpfige Experten-Kommission
Die gebildete Experten-Kommission, an der insgesamt zwölf international anerkannte Wissenschaftler beteiligt waren, hatte dabei nicht die Aufgabe, die rein wissenschaftlichen Hintergründe der Klimaberichte zu bewerten, sondern sollte die Arbeitsweise des IPCC untersuchen. Laut dem nun in New York an Ban Ki-Moon übergebenen Gutachten leistet der Rat vom Grunde her gute Arbeit, es muss aber Modifikationen in seiner Struktur geben.
Einrichtung eines Leitungsteams nötig
Im Besonderen schlägt die IAC-Kommission die Einrichtung eines Leitungsteams vor, das auch außerhalb der Plenarsitzungen, die nur einmal im Jahr stattfinden, für den Weltklimarat sprechen kann. Außerdem empfehlen die Gutachter, die Struktur des nicht optimal arbeitenden Sekretariats in Genf, Schweiz, durch den Einsatz eines leitenden Direktors – executive director – aufzuwerten.
Der Bericht unterbreitet darüber hinaus Vorschläge, wie Interessenkonflikte unter Führungspersonen aufzulösen sind und wie sich die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Arbeitsgruppen verbessern lässt.
Statistisch bedingte Unsicherheiten besser kommunizieren
Schließlich, so die Kommission, sei es auch nötig, die Kommunikation von statistisch bedingten Unsicherheiten in den Berichten besser zu handhaben. Diese Unschärfen entstünden durch begrenzte Daten und Modellrechnungen im Bereich der Klimaforschung.
„Wir hoffen sehr, dass im Interesse der Sache unsere Vorschläge nun bald aufgegriffen werden, und dass damit das Vertrauen in den Weltklimarat wiederhergestellt wird“, so das Kommissions-Mitglied Professor Ernst Ludwig Winnacker, langjähriger Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und lange Zeit Vize-Präsident der Leopoldina.
Unabhängige Expertisen durch die Wissenschaft
Der Präsident der Leopoldina, Professor Jörg Hacker, dankte Winnacker für seine Arbeit und unterstrich die Bedeutung von unabhängigen Expertisen durch die Wissenschaft: „Die Arbeit der IAC-Kommission zeigt einmal mehr, wie wichtig die politisch und wirtschaftlich unabhängige Arbeit der Wissenschaftsakademien ist. Wir hoffen, dass wir durch unser Engagement im Kreise der internationalen Akademien dazu beitragen, dass eine Institution wie der Weltklimarat effektiv arbeitet.“
(idw – Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, 31.08.2010 – DLO)