Nano-Kosmetik, Nano-Farbe, Nano-Autowäsche: Nanotechnologie steckt längst in vielen Produkten. Doch über die kurz- und langfristigen Auswirkungen der Nanopartikel auf Gesundheit und Umwelt ist bisher nicht allzuviel bekannt. Ein neues Forschungsprojekt soll dies nun ändern.
Nanopartikel stecken heute schon in vielen Produkten: in Kosmetik, in Farben oder in Reifen. Sogar Autopflegemittel werben mit den winzigen Teilchen. Wie sie auf die Umwelt und den menschlichen Organismus wirken ist bisher allerdings wenig erforscht. INOS, ein Forschungsprojekt des Bundesforschungsministeriums zur "Identifizierung und Bewertung von Gesundheits- und Umweltrisiken von technischen nanoskaligen Partikeln" soll diese Fragen jetzt klären. An dem Projekt ist auch das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS in Dresden beteiligt. "Uns kommen langjährige Erfahrungen mit Pulvern im Nanometermaßstab zu Gute", berichtet Projektleiter Dr. Volkmar Richter vom IKTS.
Die Dresdner Forscher werden jetzt künstliche Nanopartikel untersuchen, die von Projektpartnern hergestellt und für technische Zwecke bereits eingesetzt werden. Darunter sind Hartstoffe wie Wolframcarbid, Metalle wie Platin sowie Kohlenstoff-Nanoröhrchen. Sie werden am IKTS mit Oxid- oder organischen Schichten umhüllt – solche Schichten entstehen bei der Verarbeitung oder werden gezielt aufgebracht, um die Eigenschaften zu modifizieren. Diese Schutzhüllen können jedoch die Wechselwirkung mit Wasser und Zellen beeinflussen.
Die Wissenschaftler untersuchen die Nanoteilchen – mit und ohne Schutzhüllen, einzeln und als Agglomerate – in Zellkulturen. Dadurch wollen sie herausfinden, wie leicht die Partikel in die Haut gelangen, in Lunge, Darm oder Nervensystem. Schädigen sie das Erbgut oder beeinflussen sie das Immunsystem? Die Antworten auf diese Fragen sind derzeit noch offen. Es gibt nur wenige Forschungsergebnisse, und die sind widersprüchlich.
"Das ist nicht erstaunlich, häufig fehlt in den Veröffentlichungen die genaue Charakterisierung der Partikel", beklagt Volkmar Richter. Genau das wollen die IKTS-Forscher mit INOS nachholen. Ohne Tierversuche sollen gemeinsam mit der TU Dresden und dem Umweltforschungszentrum (UFZ) Leipzig Kenntnisse über die Wirkung von Nanoteilchen auf Zellen gewonnen werden.
Die Ergebnisse machen die Forscher in einer Datenbank öffentlich zugänglich. Auf der Website „http://www.nanotox.de" werden sich alle, die Nanopartikel herstellen, verarbeiten oder nutzen, über deren Verhalten in biologischen Systemen und deren eventuelles Gefährdungspotenzial informieren können. Nach Abschluss des Projekts ist auch ein akkreditiertes Labor geplant, das vor allem kleinen und mittelständischen Betrieben als Ansprechpartner dienen und weitere Analysen von Nanopartikeln vornehmen soll.
(Fraunhofer-Gesellschaft, 06.06.2006 – NPO)