Durch den Ausbau eines Stromnetzes in der Nordsee können 71 Millionen Haushalte umweltfreundlich, preiswert und zuverlässig mit Strom versorgt werden, der in Windparks auf dem Meer erzeugt wird. Dies hat jetzt ein neuer Greenpeace-Report erstmals gezeigt.
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Durch ein gemeinsames Netz ließen sich lokale Schwankungen der Stromerzeugung über die gesamte Nordsee hinweg ausgleichen. Dazu muss nach dem Greenpeace-Konzept der Strom aus den so genannten Offshore-Windparks in die Stromversorgung der sieben Nordsee-Anrainerstaaten Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Belgien, Niederlande, Dänemark und Norwegen integriert werden. Derzeit erarbeitet auch die EU-Kommission einen Aktionsplan zur Offshore-Windenergie, den sie in Kürze vorstellen wird.
„Windenergie auf dem Meer ist mittlerweile keine bloße Hoffnung mehr, europaweit existieren bereits 25 Offshore-Windparks. Auch in Deutschland steht die Technik kurz vor ihrem Durchbruch“, erklärt Andree Böhling, Energieexperte von Greenpeace.
40 Atom- oder Kohlekraftwerke überflüssig?
Würde auch noch die Wasserkraft in Norwegen in dieses Netz eingebunden, um Spitzen im Verbrauch auszugleichen, könnte Windkraft zuverlässig und beständig Strom liefern. Das Potenzial zur Stromerzeugung ist gewaltig.
„Durch die Nutzung der Windenergie in der Nordsee können wir den Bau von etwa 40 Atom- oder Kohlekraftwerken in Europa vermeiden“, sagt Böhling. „Aber wir müssen uns heute entscheiden, ob wir auf saubere Windparks auf dem Meer oder auf umweltschädliche Großkraftwerke an der Küste setzen. Beides zusammen geht nicht.“ Daher fordert Greenpeace die Bundesregierung auf, den massiven Ausbau von Kohlekraftwerken an der Nordseeküste zu stoppen.
Internationale Zusammenarbeit nötig
Die Nutzung der Windenergie auf See wird nach Angaben von Greenpeace umso günstiger sein, je intensiver die Staaten vor allem bei der Entwicklung des Stromnetzes kooperieren. Es sei daher dringend erforderlich, dass die Anrainerländer beim Ausbau der Offshore-Windenergie enger zusammenarbeiten. Sie müssten das Netz über eine Länge von 6.200 Kilometer ausbauen. Die Kosten würden sich laut Greenpeace auf 15 bis 20 Milliarden Euro belaufen. Das seien im Vergleich zu der gewonnenen Strommenge recht geringe Kosten.
Zudem würde erst durch dieses Netz die technische Voraussetzung geschaffen, den Stromhandel zwischen den Ländern auszuweiten. Dies ist nach Angaben der Umweltschutzorganisation für den modernen Strommarkt dringend notwendig und würde dafür sorgen, die Netzinvestitionen rentabler zu machen.
(Greenpeace, 04.09.2008 – DLO)